Liebe Leser,

es ist wieder so weit. Wir erleben diese Woche die Doppelmoral des selbst ernannten Wertewestens in Reinkultur. An vielen Stellen war von „Befreiung“ die Rede, wenn es um die Machtübernahme der Dschihadisten in Syrien ging. Olaf Scholz nannte in seiner Rede zu Assads Rücktritt genau einen Schuldigen: Assad. Wie viele andere verschloss er seine Augen vor den wirklichen Hintergründen des syrischen Bürgerkriegs und den Folgen der ausländischen Interventionen, die unsere Autorin Karin Leukefeld immer wieder thematisiert hat. Auch in dieser Woche haben wir einen Text von ihr zum Thema auf unserer Website veröffentlicht.

Einer, der die Doppelmoral besonders gut auf den Punkt bringt, ist Martin Sonneborn. Der Europaabgeordnete der PARTEI stellt auf X Fragen, die es in sich haben. Er sieht, wie Israel, die Türkei und die USA das Land unter sich aufteilen und fragt:

Wie kommt es, dass man es (in denselben Medien) eine „Befreiung“ nennt, wenn das syrische Volk unter die Besatzung einer marodierenden usbekisch-uigurisch-turkmenisch-tschetschenischen Dschihadistengang gerät?

Sonneborns Fragen sind eine beißende Satire, die trifft:

Ist das in dieser „regelbasierten“ Weltordnung schon verbindlich festgeschrieben, dass man einen kollabierenden Staat als Nachbar einfach so übernehmen darf? Gilt das auch für uns und das (schon ein bisschen kaputtere) Frankreich?

Auf der anderen Seite sei doch der Kolonialismus vorbei und schließlich stellt Sonneborn die Frage, warum die EU überall, wo es geopolitisch passt, für Minderheiten eintritt, im „Nahen Osten“ (der eigentlich Westasien heißen müsse) aber zur Verfolgung der Christen schweigt. Geopolitik, das ist dann schon die Antwort. Doppelmoral eben.
Das diese Doppelmoral all überall herrscht, zeigt sich diese Woche zudem in Rumänien und in den Reaktionen auf die dortigen Ereignisse. Es wurde mal eben die Präsidentschaftswahl annulliert. Unsere Medien hängen den Umstand tief, schreibt Tobias Riegel auf den Nachdenkseiten. Wir hingegen schauen genauer hin, auch über Rumänien haben wir diese Woche berichtet. Riegel meint vor allem die etablierten Medien und hat außer in der Welt wenig Kritisches gefunden. Am Ende seines Textes dann ein Hinweis:

Ein Grund, warum es so starke Widerstände gegen einen russlandfreundlichen Präsidentschaftskandidaten in Rumänien gibt, könnte unter anderem darin liegen, dass in Rumänien gerade Europas größter NATO-Stützpunkt gebaut wird. Aber das ist sicher nur Zufall.

Es mag beruhigender sein, an solche Zufälle zu glauben. Wir tun das nicht und werden für Sie weiter mit wachem Blick und ohne Scheuklappen auf das Geschehen in der Welt und in Deutschland schauen.

Wir wünschen einen schönen Tag!
Ihre Hintergrund-Redaktion

Michael Meyen
Der dressierte Nachwuchs

Patrik Baab
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