Liebe Leser,

an der Zollpolitik der USA könnte sich in den kommenden Wochen zeigen, wie mächtig die imperiale Supermacht noch ist. Oder genauer: Ob sie eine solche überhaupt noch ist. Kann US-Präsident Donald Trump mit den Zöllen, die in dieser Woche verkündet wurden, anderen Staaten seine Politik aufzwingen? Oder muss er die Zölle zurücknehmen? Viele Beobachter rätseln, was das Ganze soll. Trump verweist auf das Außenhandelsdefizit der USA, das abgebaut werden soll. Außerdem will er den Freihandel fördern. Jens Berger von den Nachdenkseiten erkennt eine andere Stoßrichtung:

Letztlich nutzt Trump also Zölle, um andere Staaten gefügig zu machen. Wer seinem Willen folgt, wird mit niedrigeren Zöllen belohnt, wer sich ihm widersetzt, bekommt höhere Strafzölle aufgebrummt. Das wäre Imperialismus in Reinkultur.

Die Kollegen von German-Foreign-Policy sehen gar einen „Zollweltkrieg“. Die Zölle seien für verarmte Staaten vernichtend, heißt es dort. Experten erwarten Gegenmaßnahmen, wie die aussehen werden und wie dann wiederum die USA antworten, wird die Zukunft zeigen.

Ein zweites großes Thema diese Woche war das Urteil gegen Marine Le Pen, die in Frankreich wegen Korruption verurteilt wurde. Der Vorwurf wundert nicht, war sie doch Abgeordnete des Europaparlaments und da gehört ein wenig Bestechlichkeit und Veruntreuung zum guten Ton. Wobei wir nicht übertreiben wollen: Es ist immer noch eine Minderheit. In etwa ein Viertel der Abgeordneten soll in Affären, Skandale und Korruption verwickelt sein, fasste Martin Sonneborn vergangenes Jahr zusammen. Schön ist das nicht, aber (wie fast immer bei Sonneborn) gut zu lesen. Der Mann ist einfach ein guter Satiriker – auch wenn einem bei den Summen, die da veruntreut wurden (nicht von Le Pen, sondern von anderen Früchtchen, Pardon Funktionsträgern) das Lachen im Halse stecken bleibt.

Hintergründe zur Geschichte aus Frankreich liefert Norbert Häring, der – wie wir auch – unverdächtig sein sollte, die rechte Politikerin zu unterstützen. Einen Einblick in das Geschehen im Europaparlament und der EU bekommen Sie auch von Michael von der Schulenburg im Interview, das Sie komplett im aktuellen Hintergrund-Heft und in Auszügen auf unserer Website nachlesen können. Wie sehr die „Postdemokratie“ mittlerweile Realität ist, haben die Ereignisse nach der Wahl gezeigt. Was es generell damit auf sich hat, hat Horst Poldrack im aktuellen Heft analysiert. Seinen Text finden Sie ebenfalls in Auszügen auf unserer Website. Unser nächstes Heft kommt übrigens am 19. April in den Handel. Darin schauen wir vor allem zurück: Vor 80 Jahren wurde Deutschland vom NS-Faschismus befreit.

Womit wir bei der Innenpolitik wären. In Berlin wird über die kommende Koalition verhandelt, und unter anderem wird über die weitere Einschränkung der Meinungsfreiheit diskutiert. „Neue Koalition will Lügen verbieten“, titelte vor Kurzem die Bild-Zeitung. Man möchte fragen: Und wer verklagt Friedrich Merz? Schließlich ist laut Union und SPD die „Verbreitung falscher Tatsachenbehauptungen“ nicht von der Meinungsfreiheit gedeckt. Der frühere Verfassungsrichter Peter Michael Huber sagte dagegen dem Stern, dass der Kampf gegen „Hass und Hetze“ höchst problematisch sei. Denn dabei handele es sich nicht um rechtlich klare Begriffe. Und außerdem sei die Frage unklar, ob eine Aussage wahr sei oder nicht. Er warnt vor der weiteren Einschränkung der Meinungsfreiheit: „Da ist etwas ins Rutschen geraten, was die für unsere Demokratie konstitutive Meinungsfreiheit auszuhöhlen droht.

Ansonsten wird weiter über die „Kriegstüchtigkeit“ diskutiert und diese weiter Vorangetrieben. Die neue Heimatschutzdivision oder Berichte über mit Sprengsät-
zen versehene Angriffsdrohnen für die Bundeswehr sprechen eine deutliche Sprache
. Und auch die Journalisten machen mit. Ein Spiegel-Redakteur hat diese Woche gefragt, ob wir bereit seien, unsere Kinder in den Krieg zu schicken. Der Artikel zeigt auf, wie tief das herrschende Narrativ von der Bedrohung durch Russland bereits verinnerlicht wurde. Dass aber nicht Russland, sondern Deutschland und die EU den Waffengang planen, hat gerade Wolfgang Bittner analysiert. Den ersten Teil des Artikels lesen Sie bei uns, der zweite folgt in Kürze. Und angesichts der Bedrohung erscheint es geradezu lächerlich, dass in Wiesbaden am Wochenende gerade einmal 4000 Menschen gegen den Krieg protestierten. Aber immerhin gibt es Proteste.

Wir wünschen trotz allem ein schönes Frühlingswochenende!
Ihre Hintergrund-Redaktion

Veranstaltungen im Sprechsaal (Berlin-Mitte)

Adresse: Marienstraße 26, 10117 Berlin-Mitte
Ausstellung und Vortragsreihe

„Gaza – Der Krieg gegen die Palästinenser“

Vernissage am 13. April ab 18 Uhr
mit einem Vortrag von Karin Leukefeld (18.30 Uhr) zur Geschichte der Konflikte in Nahost unter besonderer Berücksichtigung der aktuellen Situation in Gaza. In der Ausstellung werden großformatig aktuelle Fotodokumente aus Gaza gezeigt.
Eintritt gegen Spende

„Die kastrierte Öffentlichkeit"

Wie mit Cancel Culture und dressiertem Nachwuchs Kritik und Proteste bekämpft werden
Vortrag von Michael Meyen am Mittwoch, 9. April, 19:30 Uhr
Eintritt gegen Spende

„BlackRock Germany"

Die heimliche Weltmacht, ihre Praktiken in Deutschland und Friedrich Merz
Vortrag und Buchvorstellung von Werner Rügemer am Montag, 14. April, 19:30 Uhr, Eintritt gegen Spende
Weitere Informationen auf der Website des Sprechsaals

Werner Rügemer


Black-Rock Germany

Almuth Bruder-Bezzel/Klaus-Jürgen Bruder

Macht und Herrschaft

Printmagazin:

Abo oder Einzelheft

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Michael von der Schulenburg sitzt für das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) im EU-Parlament. Was er dort erlebt, erschreckt ihn. Das begründet er im Interview ebenso wie seine Sicht auf den Ukraine-Krieg und dessen Lösung sowie die Rolle der EU in der Welt.

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Mehr als die Hälfte fühlen sich von der "Demokratie, wie sie in der Bundesrepublik Deutschland funktioniert" nicht vertreten. 90,4 Prozent aller Befragten stimmen der Demokratie als Idee zu. Eine große Mehrheit lehnt also nicht die Demokratie ab, sondern die Art und Weise, wie sie umgesetzt wird.

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Ex-Direktor des MI6 informierte Regierung frühzeitig / Geheimdienstchef vermutete Absprachen, um Diskussion über Corona-Ursprung zu verhindern / Informeller Austausch zwischen Robert Koch-Institut und Bundesnachrichtendienst bereits im Dezember 2019

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Buchreihe "Wissen Kompakt"

Bisher erschienen: Anti-Antifaschismus, Ukrainekonflikt, Die Grünen, Cancel Culture, Nachhaltigkeitsschwindel, Propaganda-Presse, Der dressierte Nachwuchs und Krieg in Nahost.

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