„Gesundheit darf keine Ware sein“

(20.02.2013/dpa)

An deutschen Krankenhäusern herrscht nach Einschätzung der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi dramatischer Personalmangel. Bundesweit fehlten 162 000 Vollzeitstellen, davon rund 70 000 im Pflegebereich, sagte Verdi-Bundesvorstandsmitglied Ellen Paschke am Mittwoch in Berlin. Diese seien für eine gute Patientenversorgung bei gleichzeitig fairen Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten notwendig.

Den Mangel führte Paschke auf den hohen Rationalisierungsdruck zurück: Unter dem Diktat des Rotstifts seien zwischen 1997 und 2007 bereits 50 000 Stellen im Pflegebereich abgebaut worden. „Besonders alte Patienten leiden darunter“, sagte Paschke. In den vergangenen 15 Jahren sei das Krankenhauspersonal um 7 Prozent verringert worden, während die Zahl der Patienten um 15 Prozent gestiegen sei. Sie bezog sich dabei auf eine aktuelle Umfrage unter Beschäftigten von 200 Krankenhäusern, deren Ergebnisse dann hochgerechnet wurden.

Die nach den Worten der Gewerkschafterin vorherrschende Methode an deutschen Krankenhäusern sei: „Personalbemessung bis es quietscht.“ Wegen der Stellenknappheit herrsche vielfach „gefährliche Pflege und gefährliche Reinigung“. Der Wettbewerb dürfe nicht länger um die geringsten Personalkosten gehen, sondern um die beste Qualität. „Gesundheit darf keine Ware sein.“ Etwa ein Drittel der 2000 Krankenhäuser in Deutschland schreibt rote Zahlen.

Um die Personallücken zu schließen, fordert Verdi eine gesetzliche Personalbemessung und eine stabile Krankenhausfinanzierung, also mehr Geld. Paschke sieht vor allem die Länder in der Pflicht: Weil sie ihren Aufgaben nicht nachgekommen seien, gebe es inzwischen einen Investitionsstau an Krankenhäusern von 56 Milliarden Euro. Die Arbeit von Schwestern und Pflegern werde zudem „schlecht bezahlt“. Eine Aufwertung sei deshalb überfällig.

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