Kriege

Asimovs Albtraum: Roboter für den Krieg

Hinweis: Die Bilder sind aus den archivierten Hintergrund-Texten vor 2022 automatisch entfernt worden.

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Am 17. Mai beginnt die fünfte Europäische Leistungsschau Robotik in Hammelburg –

Von THOMAS WAGNER, 12. Mai 2010 –

Ein Roboter darf kein menschliches Wesen verletzen oder durch Untätigkeit gestatten, dass einem menschlichen Wesen Schaden zugefügt wird. So lautet das wichtigste Gesetz, mit dem der US-Schriftsteller Isaac Asimov im Jahr 1942 die Gefahren des künftigen Einsatzes von Robotern in der menschlichen Gesellschaft zu minimieren versuchte. 70 Jahre später ist die Verwendung von Robotern auf den Kriegsschauplätzen dieser Welt so selbstverständlich geworden, dass Asimovs Vision vom friedlichen, dienstbaren Roboter ferner scheint als je zuvor.

Die IAI Heron (englisch: Reiher), die die Bundeswehr künftig in Afghanistan einsetzen wird, wird seit 2007 bei den israelischen Streitkräften genutzt. Entwickelt wurde sie bei Israel Aircraft Industries.

Wie sehr sich die zivile und die militärische Nutzung der Robotersysteme heute verschränken, zeigt die fünfte Europäische Leistungsschau Robotik, die vom 17. bis 20. Mai von der Bundeswehr an der Infanterieschule in Hammelburg veranstaltet wird. „Im Mittelpunkt der Veranstaltung steht die Frage, ob robotische Systeme Soldaten in Auslandseinsätzen effektiv unterstützen können. Ziel ist es, bei Landrobotern und Drohnen im bodennahen Luftraum Erkenntnisse für neue Rüstungsprojekte zu gewinnen und Potenzial für Weiterentwicklungen zu ermitteln“, schreibt Bundeswehr aktuell. (Nr. 18, 10. Mai 2010, S. 12) Veranstaltungsort ist das mittlerweile nicht mehr bewohnte Dorf Bonnland , das von der Infanterieschule Hammelburg als Ortskampfanlage benutzt wird, in der Soldaten den Städtekampf üben. (1)

„Bereits heute verfügt das Heer über eine leistungsfähige Palette unbemannter luftgestützter Systeme. Dazu gehören Aufklärungsdrohnen wie ALADIN, KZO, LUNA und MIKADO. Einige davon haben sich bereits mit Erfolg im Einsatz bewährt“, berichtet die Bundeswehr. (2)

Im afghanisch-pakistanischen Grenzgebiet hat der Einsatz von Aufklärungsdrohnen durch die US-Militärs immer wieder Bombardierungen und Massaker an Zivilisten zur Folge gehabt. Wissenschaftler und Ingenieure aus deutschen Hochschulen und Unternehmen lassen sich durch solche Schreckensmeldungen aber nicht davon abbringen, bei der Weiterentwicklung der Militärroboter mit zu tun. Für ELROB 2010 haben sich 47 Entwicklerteams aus fünf europäischen Ländern angemeldet. Sie wollen 17 Robotersysteme vorstellen und sich mit diesen auf unterschiedlichen Parcours dem Vergleich stellen.

Unterdessen wird im Einsatzgebiet der deutschen Truppen in Afghanistan, in Mazar-i-Sharif, das unbemannte Aufklärungsflugzeug Heron 1 für den Einsatz erprobt. Im Anschluss an diese Testphase soll die Drohne ab August 2010 im deutschen Kommandogebiet in Nordafghanistan eingesetzt werden. Die menschlichen Piloten bleiben am Boden und setzen sich im Einsatz keinerlei Risiko aus:
„Die Kontrollstation, die so genannte Advanced Ground Control Station (AGCS), ist in einem Container im Bereich des Einsatzgeschwaders untergebracht. Von hier aus wird das Aufklärungssystem im „Crew-Konzept“ gesteuert. In diesem Container sitzen der Pilot und der Sensorbediener nebeneinander. Während der Pilot das Heron 1-System steuert, überwacht der Sensorbediener die eingehenden Bilder, Film- und Sensordaten am Monitor. Er kann dann beispielsweise auch entscheiden, ob an ein Ziel herangezogen werden soll, um so ein bestimmtes Gebäude oder einen Fahrzeugkonvoi genauer anzusehen. Per Knopfdruck kann er auch zwischen den unterschiedlichen Aufklärungsarten, unter anderem Infrarot, wechseln.“ (Bundeswehr aktuell, Nr. 18, 10. Mai 2010., S. 10)

Für den Einsatz an diesem Waffensystem sind laut Presseberichten zwischen 15 und 20 Bundeswehrangehörige in Israel ausgebildet worden. (3)  Unter Anleitung der israelischen Luftwaffe und dem Flugzeugbauer Israel Aerospace Industries (IAI) lernten die Soldaten, die Aufklärungskapazitäten der unbemannten Flugzeuge zu nutzen. Sprecher des israelischen und des Bundesverteidigungsministeriums sollen dies bestätigt haben. (4)

Heron 1 wird von dem israelischen Unternehmen IAI in Zusammenarbeit mit dem deutschen Rüstungskonzern Rheinmetall gebaut. Bereits im Herbst 2009 soll das Bundesverteidigungsministerium einen Leasingvertrag in zweistelliger Millionenhöhe mit den Herstellern abgeschlossen haben. Insgesamt drei Drohnen sollen in Afghanistan eingesetzt werden.


(1) http://www.heise.de/newsticker/meldung/Leistungsschau-der-Militaerroboter-125507.html

(2) http://www.deutschesheer.de/portal/a/heer/kcxml/04_Sj9SPykssy0xPLMnMz0vM0Y_QjzKLNzSLtzB0BslB2Rb6kZiiBs5IokEpqfre-r4e-bmp-gH6BbmhEeWOjooAL_Mmaw!!/delta/base64xml/L2dJQSEvUUt3QS80SVVFLzZfMTZfNDFKVQ!!?yw_contentURL=/C1256F870054206E/W284PHVS427INFODE/content.jsp.html

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(3) http://www.hintergrund.de/20100129698/globales/kriege/afghanistan-israel-trainiert-bundeswehr-offiziere-fordern-truppenabzug.html

(4) http://www.ftd.de/politik/international/:umgang-mit-drohnen-israel-trainiert-bundeswehr-fuer-afghanistan/50067194.html

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