Kriege

Völkermord in Gaza. Eine Analyse von Helga Baumgarten und Norman Paech

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Foto: hosnysalah; Quelle: pixabay; Lizenz
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Völkermord in Gaza. Eine politi­sche und rechtliche Analyse ist der Titel des im März 2025 im Wiener Verlag Promedia erschienenen Buches von Helga Baumgarten und Norman Paech. Die Autoren analysieren die Hintergründe des Überfalls der Hamas und anderer Gruppen am 7. Oktober 2023. Als Antwort auf den Angriff begann Israel mit der Bombardierung des Gazastreifens. Aus dem Rachefeldzug ist Völkermord geworden, der sich bis heute fortsetzt.

Beide Autoren beschäftigen sich seit Jahrzehnten mit den vielfältigen Problemen in Palästina/Israel. Helga Baumgarten lehrte als Politikwissenschaftlerin von 1993 bis 2020 an der Universität Bir Zait im Westjordanland und lebt in Ost-Jerusalem. Norman Paech ist Völkerrechtler und war Professor an der Universität Hamburg. Beide veröffentlichten zahlreiche Bücher und Schriften.

Das Buch besteht aus zwei Teilen. Im ersten Teil analysiert Helga Baumgarten die Anfänge des Siedlerkolonialismus, beginnend 1897 mit dem Gründungskongress der zionistischen Bewegung in Basel unter der Ägide von Theodor Herzl, bis zur letzten Phase des Siedlerkolonialismus und des Krieges gegen Gaza.

Im zweiten Teil analysiert Norman Paech die israelische Politik auf der Basis des internationalen Rechts. Er untersucht dabei die juristischen Grundlagen dieses Konflikts, der seit dem Ende des 19. Jahrhunderts zwischen zionistischen Siedlern und der palästinensischen Bevölkerung besteht.

Die Grausamkeiten, mit denen die Vertreibung der palästinensischen Bevölkerung in dem ehemaligen britischen Mandatsgebiet in den 1930er und darauffolgenden Jahren vorangetrieben wurde, erinnern stark an die heutige Situation. Nur ist die Tötungstechnologie mit KI-gestützten Drohnen und anderen High-Tech-Waffen wesentlich „entwickelter und akurater“, sodass gezielte Tötungen von Politikern, Journalisten und medizinischem Personal „effizienter“ sind.

Baumgarten beschreibt nicht nur die verschiedenen Aspekte der Vertreibung, begleitet von Terror gegen die Zivilbevölkerung, Folterungen und Vergewaltigungen, sondern auch den palästinensischen Widerstand gegen den Raub ihres Landes. Wie auch heute noch gängige Praxis, zwangen israelische Armeeangehörige Palästinenser, ihre Häuser selbst zu zerstören, um Platz für Siedler zu schaffen. Dörfer, deren Bewohner sich zur Wehr setzten, wurden dem Erdboden gleichgemacht; auch das wird heute weiterhin praktiziert. Baumgarten zitiert in diesem Kontext Fayez Sayegh, einen syrisch-amerikanischen Wissenschaftler und Diplomaten, der bereits 1965 den Begriff des Siedlerkolonialismus prägte und ihm drei Eigenschaften zuschrieb: a) Rassismus gegenüber der endogenen Bevölkerung, b) Gewalt und Terror gegen die einheimischen Palästinenser, c) territoriale Expansion „from the river to the sea“, das gesamte historische Palästina im Besitz des zionistischen Siedlerstaates (S. 25). Die neuere Geschichte Palästinas ist von beispielloser Gewalt geprägt, die zur Eskalation am 7. Oktober 2023 geführt hat.

„Medizid“, „Scholastizid“ und „kultureller Völkermord“

Erschütternd zu lesen sind Helga Baumgartens Ausführungen über die Reaktionen auf den Überfall vom 7. Oktober 2023. Mit der Entmenschlichung der Palästinenser wird ihnen jegliches Recht auf eine humane Behandlung abgesprochen. Das erklärt die hohe Zahl der getöteten Kinder und Frauen, der Alten, insgesamt alle Zivilisten, aber auch des medizinischen Personals und der Ärzte. Die Wissenschaftlerin widmet ihnen ein gesondertes Kapitel mit dem Titel „Medizid: Zerstörung des Gesundheitssektors, Mord an Ärzten und Krankenpflegerinnen“. Die Folterungen, Verhaftungen und Morde an Ärzten und Pflegepersonal sind Verbrechen, die von zahlreichen UN- Organisationen und humanitären NGOs heftig kritisiert werden, bislang aber straflos blieben.

Dasselbe trifft auf Journalisten zu, etliche von ihnen sind gezielt getötet worden. Auch ihnen widmet Baumgarten ein eigenes Kapital. Es wird deutlich, dass Israel keine Zeugen für seine Folterungen und andere Verbrechen gegen die Menschlichkeit haben will. Sie werden schlichtweg ermordet.

Den vollständigen Text lesen Sie in der aktuellen Ausgabe 7/8 2025 unseres Magazins, das im Bahnhofsbuchhandel, im gut sortierten Zeitungschriftenhandel und in ausgewählten Lebensmittelgeschäften erhältlich ist. Sie können das Heft auch auf dieser Website (Abo oder Einzelheft) bestellen.

ANNETTE GROTH Jahrgang 1954, ehemalige deutsche Politikerin der Linkspartei, (2009–2017 im Bundestag), 1974–79 Studium der Entwicklungssoziolo- gie, VWL, BWL und Internationale Politik, tätig u.a. für UNHCR, ECTWT (Ecumenical Coalition on Third World Tourism, Barbados), bekannt u. a. für ihre Beteiligung an der Aktion „Ship-to-Gaza“, Mitherausgeberin (N.Paech, R. Falk) von „Palästina – Vertreibung, Krieg und Besatzung“, PapyRossa 2017

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