Terrorismus

Mit dem Nationalsozialistischen Untergrund verbunden?

Hinweis: Die Bilder sind aus den archivierten Hintergrund-Texten vor 2022 automatisch entfernt worden.

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Dubiose Telefonanrufe der Polizei bei mutmaßlicher Nazi-Terroristin nähren einen schlimmen Verdacht –

Von REDAKTION, 31. Mai 2012  –

Nach den unzähligen Pleiten, Pech und Pannen und Vertuschungen der vergangenen Monate: Nun gibt es neue Ungereimtheiten bei den Ermittlungen der Mordserie und Sprengstoffanschläge des Nationalsozialistischen Untergrund (NSU). Die mutmaßliche Nazi-Terroristin Beate Zschäpe soll Kontakte zum Dresdner Innenministerium gehabt haben, berichteten einige Medien gestern. Nachdem ihr brisante Daten zugespielt worden waren, die das Bundeskriminalamt hütet, hatte Kerstin Köditz, Landtagsabgeordnete der Linkspartei, Innenminister Markus Ulbig (CDU) am Dienstag im Innenausschuss mit folgenden Fakten konfrontiert:  Zschäpe hatte am 4. November 2011 um 16.32 Uhr auf der Flucht vor der Polizei – nachdem sie gegen 15 Uhr ihr Wohnhaus in Brand gesetzt hatte, das um 15.37 Uhr in die Luft flog – einen Anruf von einem Handy erhalten, das auf das sächsische Innenministerium zugelassen ist. Wie sein Sprecher Frank Wend einräumte, wurde das Gerät von der Polizei genutzt.

Das Ministerium ist nun intensiv bemüht, alle Vermutungen, dass die Behörden Kontakte zu Zschäpe unterhalten haben, zu entkräften. Der Versuch der Kontaktaufnahme habe einzig und allein dem Zweck der Ermittlungen gedient, behauptet das Innenministerium.  Als das Wohnhaus der Zwickauer Terrorzelle in Flammen aufging, habe die Kriminalpolizei auch Anwohner befragt. „Eine Nachbarin gab den Beamten die Handynummer der Bewohnerin, von der damals noch niemand den richtigen Namen Beate Zschäpe kannte“, sagte Ministeriumssprecher Wend.  Daraufhin hätten die Beamten mehrfach versucht, die zu diesem Zeitpunkt noch unbekannte Frau anzurufen.

Es erfolgten insgesamt zwanzig Anrufe über zwei verschiedene Handys des Innenministeriums, zudem noch einige Male von zwei Festnetz-Anschlüssen der Polizeidirektion Südwestsachsen. Fragen wirft der große Zeitabstand zwischen dem ersten Anruf um 16.32 Uhr und dem nächsten um 17.50 Uhr auf (danach wurde der Anschluss in sehr kurzen Abständen angewählt): Wenn die Polizei die  Bewohnerin des abgebrannten Hauses dringend erreichen musste und wollte, warum hat sie nach dem ersten vergeblichen Versuch bis zum zweiten fast eineinhalb Stunden gewartet? Und warum hat sie von drei verschiedenen Telefonen aus agiert? Die ebenfalls von einigen Medien verbreitete Meldung, dass die Polizei sogar schon um 12.11 Uhr, also fast drei Stunden vor dem Brand, bei Zschäpe angerufen habe, wird vom Ministerium heftig bestritten. Angeblich war es die mutmaßliche Nazi-Terroristin selbst, die ihre Mobilbox abgehört habe.

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Selbst wenn diese Behauptung des Innenministeriums stimmen sollte, so bleibt Sachsens Innenminister einige plausible Erklärungen schuldig. Zumindest wenn er weiterhin eines vermeiden will: Dass die verbreitete Theorie, Beate Zschäpe habe als V-Frau für den sächsischen Verfassungsschutz gearbeitet, sich mehr und mehr zur Wahrheit verdichtet.  

(mit dpa)

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