72 Prozent der Ukrainer wollen schnelles Kriegsende durch Kompromiss oder Waffenstillstand
Umfrage: Deutliche Mehrheit will Frieden mit Russland trotz ukrainischer Gebietsverluste / Minderheit von 21 Prozent will Krieg fortsetzen / Nur 36 Prozent der Ukrainer bevorzugen EU-Mitgliedschaft
(Diese Meldung ist eine Übernahme von Multipolar)
Eine große Mehrheit der ukrainischen Bevölkerung möchte den Krieg gegen Russland schnell mit friedlichen Mitteln beenden. Dies ergab eine aktuelle repräsentative Umfrage (PDF, Seite 28) dreier ukrainischer Institute. Bei der Frage nach der Auswahl eines von vier vorgegebenen Szenarien zum Krieg wählten rund 56 Prozent der Befragten die Option „Suche nach einer Kompromisslösung unter Einbeziehung der Führer anderer Länder zur Beendigung des Krieges“. Mehr als 16 Prozent der Teilnehmer entschieden sich für die Variante „Aussetzung der Feindseligkeiten und vorübergehendes Einfrieren des Konflikts entlang der derzeitigen Kontaktlinie“.
Zusammengenommen rund 21 Prozent der Befragten entschieden sich für die beiden anderen Optionen, die die Fortführung des Krieges bis zum Erreichen der Grenzen des Februar 2022 beziehungsweise der Grenzen von 1991 vorsehen. Knapp 7 Prozent der Umfrageteilnehmer konnten oder wollten sich für keine der vorgegebenen Varianten entscheiden. Die Befragung wurde in der Zeit vom 6. bis 11. Juni unter 2.000 volljährigen Personen in den von Kiew kontrollierten Teilen der Ukraine durch das Institut für Strategische Studien (Janus), das Zentrum für Sozial- und Marktforschung (Socis) und vom Institut „Barometer der Öffentlichen Meinung“ durchgeführt. Die Ergebnisse bestätigen frühere Umfragen anderer Institute etwa aus dem Februar 2024 oder aus dem Januar 2025, in denen auch jeweils mehr als 70 Prozent der Ukrainer für schnelle Friedensverhandlungen plädierten.
Falls es zu Verhandlungen und einer „vorübergehenden Einstellung der Feindseligkeiten“ käme, sprechen sich der Umfrage zufolge knapp 58 Prozent für die zügige Abhaltung von Präsidentschaftswahlen aus. (Seite 14) Während rund vier Prozent für die ausschließliche Abhaltung von Kommunalwahlen votieren, plädierten 33 Prozent für eine Verschiebung der Wahlen auch wenn das Kriegsrecht bereits aufgehoben sein sollte.
Auf die Frage welchen Entwicklungsweg die Ukraine nach Kriegsende einschlagen sollte (Seite 32) sprachen sich lediglich rund 36 Prozent der Befragten für eine EU-Mitgliedschaft aus. Knapp 57 Prozent der Teilnehmer bevorzugen hingegen einen unabhängigen ukrainischen Weg, der sich auf „eigene Ressourcen“ stützt. Gäbe es jedoch in naher Zukunft ein Referendum über einen EU-Beitritt der Ukraine würden rund 69 Prozent der Befragten mit „Ja“ stimmen, während nur 20 Prozent eine EU-Mitgliedschaft ablehnen würden. Für eine Nato-Mitgliedschaft ihres Landes würden in einem Referendum mehr als 62 Prozent der Ukrainer stimmen – rund ein Viertel der Befragten wäre dagegen.
Weitere Themen der aktuellen Befragung befassen sich mit innenpolitischen Themen. Rund 82 Prozent der Befragten betrachten der Umfrage zufolge das „derzeitige Ausmaß der Korruption in der Ukraine“ als „sehr hoch“ (44 Prozent) oder „hoch“ (38 Prozent). (Seite 8) Verantwortlich für das hohe Ausmaß an Korruption sind den Befragten zufolge der Staat insgesamt (55 Prozent), die Anti-Korruptionseinrichtungen (40 Prozent) und der Präsident (31 Prozent).