Friedensbewegung

Ostermärsche mit Zulauf

(Redaktion/19.4.2022) In über 120 deutschen Städten fanden über Ostern Aktionen für Frieden und Abrüstung statt. Dies teilt das Netzwerk Friedenskooperative mit, das eine positive Bilanz der Ostermärsche in diesem Jahr zieht. Zentrale Forderungen bei den Ostermärschen seien demnach ein Waffenstillstand und Beendigung des russischen Krieges gegen die Ukraine sowie die Ablehnung gegenüber den Aufrüstungsplänen der Bundesregierung gewesen. „Insgesamt stieg die Zahl der Teilnehmenden 2022 im Vergleich zu den Vorjahren moderat an“, heißt es in einer Pressemitteilung. Auch in diesem Jahr kamen weitere Städte mit Ostermärschen hinzu, wie etwa in Weimar, Nordenham und Neuruppin.

Überschattet wurden die Ostermärsche an mehreren Orten durch den Streit verschiedener Organisationen. Nicht alle unterstützen den Aufruf, keine Waffen in die Ukraine zu exportieren. Beispielsweise sagte Philipp Jacks, der Vorsitzende des DGB Frankfurt, dass diese Forderung innerhalb der Gewerkschaften umstritten sei. „Ich weiß auch noch nicht genau, wie ich dazu stehe“, zitiert die Frankfurter Neue Presse den Gewerkschafter, einer der Redner des Frankfurter Ostermarschs.

In Berlin fand neben dem traditionellen Ostermarsch der Friedensbewegung ein selbst erklärter „Alternativer Ostermarsch“ statt, zu dem eine Allianz ukrainischer Organisationen und die Initiative „Adopt a Revolution“ aufgerufen hatte. In Flensburg beendete der dortige Anmelder, ein Pastor der evangelischen Kirche, den Ostermarsch noch vor dem Beginn. Mitgeführte Transparente hatten unter anderem die Auflösung der NATO gefordert, schreibt das Flensburger Tageblatt. Vorab sei vereinbart gewesen, keine politischen Transparente mitzuführen. Die Demonstration wurde dann nach spontaner Anmeldung durch eine andere Organisation durchgeführt.

Auch aus der Politik gab es Kritik an den Ostermärschen. Wolfgang Thierse (SPD) bezeichnete den Slogan „Frieden schaffen ohne Waffen“ gegenüber dem Bayerischen Rundfunk als arrogant gegenüber den Menschen in der Ukraine. „Pazifismus auf Kosten anderer ist zynisch.“ Auch Wirtschaftsminister Robert Habeck und der FDP-Politiker Alexander Graf Lambsdorff kritisierten die Ostermärsche deutlich.

Dagegen verteidigte die Theologin und frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Margot Käßmann, die Aktivisten auf den Straßen. Mehr Waffenlieferungen würden auch aus ihrer Sicht nicht zum Frieden führen. Die Bundestagsabgeordnete der Linkspartei, Sevim Dagdalen, erinnerte auf Twitter daran, dass schon in den 1980er Jahren „Reaktionäre die Demonstrationen gegen die NATO-Atomraketen als ‚fünfte Kolonne‘“ bezeichnet hätten. „Die Forderungen der Friedensbewegung sind so aktuell wie eh und je“, schrieb sie.

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