Ukraine-Krieg

Pokrowsk und Kupjansk zur Hälfte von Russland eingenommen

Russische Armee rückt an mehreren Frontabschnitten vor / Ukrainische Kontigente in umkämpften Städten vor Einkreisung

(Diese Meldung ist eine Übernahme von Multipolar)

In den umkämpften Gebieten im Donbass steht die russische Armee an verschiedenen Bereichen der Front kurz davor, eine große Anzahl ukrainischer Truppen einzukesseln. Besonders kritisch ist die Lage der ukrainischen Streitkräfte in den beiden mittelgroßen Nachbarstädten Pokrowsk (Russisch: Krasnoarmeijsk) und Myrnohrad (Mirnograd) im südlichen Donbass sowie in Kupjansk im nördlichen Teil der Region. Auch in zahlreichen weiteren Frontabschnitten rückt die russische Armee vor und steht im Begriff, ukrainische Frontstellungen einzukreisen.

Nach Informationen des dänischen Militärbloggers „WeebUnion“ ist die südliche Hälfte von Pokrowsk bereits von russischen Truppen erobert worden. Die westliche ukrainische Nachschublinie ins Zentrum der Stadt sei abgeschnitten. Auch die sechs Kilometer nördlich von Pokrowsk gelegene Kleinstadt Rodynske (Rodinskoje) sei bereits zur Hälfte von den russischen Streitkräften erobert worden. Damit stehe die russische Armee kurz davor, auch die nördliche Nachschublinie der ukrainischen Armee nach Pokrowsk abzuschneiden. Übrig blieben dann nur noch Nebenstraßen aus nordwestlicher Richtung, um die ukrainischen Truppen in Pokrowsk und Myrnohrad zu versorgen.

Sollten auch diese Nachschublinien eingenommen werden, drohe „WeebUnion“ zufolge die größte Einkesselung ukrainischer Truppen seit der Eroberung der Großstadt Mariupol zu Beginn des Krieges. Aufgrund des besseren Nachschubs und der Artillerieüberlegenheit der russischen Armee sei die vollkommene Eroberung von Pokrowsk und Myrnohrad nur noch eine Frage der Zeit – nach Ansicht des weißrussischen Militärbloggers „Military Summary“ sogar nur eine Frage von Tagen.

Der für die ukrainische Armee einstmals wichtige logistische Knotenpunkt Pokrowsk ist bereits seit Mitte 2024 umkämpft. Auch die 40 Kilometer nordöstlich von Pokrowsk gelegene Stadt Kostjantyniwka (Konstantinowka), die vor dem Krieg rund 67.000 Einwohner hatte, ist bereits zur Hälfte von russischen Truppen umstellt. Mit dem Fall dieser beiden strategisch wichtigen Städte verbleiben – bis auf kleinere Ortschaften – nur die beiden Großstädte Kramatorsk und Slowjansk im Oblast Donezk unter der Kontrolle Kiews. Aufgrund der Vorstöße der russischen Armee bei Lyman (Krasnij Liman), 25 Kilometer nordöstlich von Slowjansk gelegen, drohen auch diese beiden letzten Städte eingekreist zu werden. Zuvor hatte die russische Armee in den vergangenen Monaten den großflächigen Serebrjanskij-Wald östlich von Lyman erobert.

Im nördlichen Frontabschnitt hat die russische Armee die Stadt Kupjansk im Oblast Charkiw (Charkow) zur Hälfte eingenommen. Die russische Invasion der Stadt, die vor dem Krieg rund 27.000 Einwohner zählte, begann Mitte September nach Informationen des ukrainischen Projekts „DeepStateMAP“ mit der Nutzung von Gaspipelines – ähnlich wie bei der Rückeroberung der russischen Stadt Sudscha bei Kursk sowie der Eroberung von Awdijiwka (Awdejewka). Mit dieser Taktik gelang es den russischen Streitkräften die ukrainischen Truppen im Rücken anzugreifen.

Da die russische Armee mittlerweile große Teile der Stadt westlich des Flusses Oskil kontrolliert, drohen die ukrainischen Truppen im östlichen Teil der Stadt sowie in der Region südlich von Kupjansk und östlich des Flusses operativ eingekesselt zu werden. Bereits Mitte Oktober hat der Gouverneur der Region Charkiw die Evakuierung von 40 Ortschaften in der Nähe von Kupjansk angeordnet. Weitere Vorstöße der russischen Streitkräfte werden von „WeebUnion“, „Military Summary“ und „DeepStateMAP“ in den nördlichen Frontabschnitten bei Sumy, nördlich und südlich von Kupjansk, nördlich und südlich von Kostjantyniwka, südwestlich von Pokrowsk in westliche Richtung auf dem Gebiet der Oblaste Saporischschja (Saporoschje) und Dnipropetrowsk sowie im Frontabschnitt südlich der Stadt Saporischschja gemeldet.

Der britische geopolitische Analyst Alexander Mercouris macht darauf aufmerksam, dass es in der Vergangenheit nur an vereinzelten Stellen der Front zu Einkesselungen der ukrainischen Armee gekommen ist. Die aktuelle Einkreisung an mehreren Frontabschnitten widerspreche dem Narrativ des ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenskij, die ukrainische Armee gewinne den Krieg. Um diesen Eindruck trotzdem aufrechtzuerhalten, habe Selenskij an Abschnitten, die unhaltbar waren, Truppen verstärkt und Gegenoffensiven befohlen. Diese Strategie entwickele sich nun zu einem „Desaster“ für die ukrainischen Streitkräfte, erklärt Mercouris.

Drucken

Drucken

Teilen