Wirtschaftskrise

Rückgang des Wohlstands in Deutschland mit offiziellen Daten messbar

Volkswirtschaftler: Arbeitende Menschen verdienen heute real und inflationsbereinigt weniger als 2019 / Kaufkraftbereinigtes BIP pro Kopf gesunken / Ungleichverteilung gestiegen / Höhere Zinsen durch steigende Rüstungsausgaben

(Diese Meldung ist eine Übernahme von Multipolar)

Arbeitende Menschen in Deutschland verdienen inflationsbereinigt aktuell weniger Geld als noch vor sechs Jahren. Das geht aus einem Gastbeitrag des Ökonomen Christian Kreiß im Overton-Magazin hervor, der offizielle Angaben analysiert. Anhand des vom Statistischen Bundesamt veröffentlichten Reallohnindexes stellt der Professor von der Hochschule Aalen fest, dass die Reallöhne im ersten Quartal 2025 niedriger waren als im ersten Quartal 2019. Zudem sei das offizielle reale, kaufkraftbereinigte Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf im Jahr 2024 mit 62.800 US-Dollar niedriger gewesen als 2019 (62.900 US-Dollar), erklärt der Wissenschaftler und ehemalige Investmentbanker.

Zu diesem wirtschaftlichen Rückgang geselle sich Kreiß zufolge eine gestiegene Ungleichverteilung der Einkommen in Deutschland. So sei das Einkommen der obersten 20 Prozent der Menschen 2018 etwa 4,3 Mal so hoch gewesen wie das der untersten 20 Prozent. 2022 habe es 4,6 Mal so hoch gelegen. Mit Verweis auf eine Studie der Hans-Böckler-Stiftung stellt er fest, dass der Anteil der Bevölkerung, der unterhalb der Armutsgrenze lebt, seit 2010 um mehr als drei Prozentpunkte auf 17,8 Prozent gestiegen ist und damit einen Höchstwert erreicht hat. Der Anteil der Menschen in strenger Armut ist laut der Studie – relativ gesehen – noch stärker gestiegen als die Armutsquote (von 7,8 auf 11,3 Prozent).

Als Gründe für die wachsende Ungleichverteilung nennt der Volkswirt steigende Mietkosten sowie höhere Zinsen, die auf die „dramatisch steigenden Rüstungsausgaben der neuen Bundesregierung unter Kanzler Merz“ zurückzuführen seien. Dadurch hätten sich „an den Kapitalmärkten die langfristigen Zinsen für Deutschland deutlich erhöht“. Zugleich sei „das internationale Vertrauen in die Rückzahlfähigkeit Deutschlands“ gesunken. Durch die steigenden Rüstungsausgaben stehen zudem „weniger Ressourcen für die Zivilproduktion zur Verfügung“. Die „jüngsten Militarisierungsbeschlüsse“ senken den Wohlstand, kritisierte Kreiß.

Zu den steigenden Mietkosten stellt der Ökonom fest: Innerhalb der letzten 30 Jahre sei der Anteil der Haushalte, die über 40 Prozent ihres Einkommens für Miete ausgeben, von fünf auf 14 Prozent gestiegen. Hohe Immobilienpreise, Baukosten und steigende Bauzinsen würden zudem gerade für junge Familien die eigenen vier Wände unerschwinglich machen. In einem Multipolar-Gastbeitrag gibt Kreiß als weiteren Grund für die wachsende Ungleichheit die leistungslosen Einkommen wohlhabender Menschen aus Dividenden, Aktienrückkäufen und Bodenrenten in Form von Mieten und Pachten an.

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