Corona-Aufarbeitung

Studie in Athen: Fast jeder zweite „Corona-Tote“ starb nicht an Covid

Griechische Forscher untersuchen nachträglich offizielle Corona-Todesfälle während „Omikron“ / Nur bei 25 Prozent der Betroffenen Corona direkte Todesursache / Deutscher Chefarzt: Datenauswertung in eigener Klinik zeigt, Corona in 50 bis 75 Prozent der Fälle nur „Begleitphänomen“

(Diese Meldung ist eine Übernahme von Multipolar)

Eine aktuelle Untersuchung an sieben Athener Krankenhäusern zeigt: Bei 240 der 530 retrospektiv untersuchten Todesfälle stand Covid-19 gar nicht mit dem Tod in Verbindung. Das sind 45 Prozent der betrachteten Fälle. Dafür hatten sich die griechischen Forscher Totenscheine sowie Krankendaten der vermeintlich an Corona Gestorbenen analysiert und die behandelnden Ärzte befragt. Die begutachtete Studie wurde in den „Scientific Reports“ der Fachzeitschrift „Nature“ veröffentlicht. Die rund 20 beteiligten Forscher sind an den untersuchten Kliniken sowie an der Medizinischen Fakultät der Nationalen und Kapodistrias-Universität in Athen tätig.

Lediglich bei 133 Personen, das heißt in rund 25 Prozent der Fälle, wurde Covid-19 als direkte Todesursache festgestellt, während in 157 Fällen Covid-19 nicht die Hauptursache war, sondern „zur Kette der zum Tod führenden Ereignisse beitrug“. Diese beiden Kategorien machen zusammen 290 Todesfälle aus, die von den Forschern als „durch“ Covid-19 verursacht eingestuft wurden. (55 Prozent) Bei den 240 Patienten bei denen der Tod in keinerlei Zusammenhang mit Covid-19 stand, waren die häufigsten Todesursachen: bakterielle Blutvergiftung, Lungenentzündung nach Verschlucken (Aspirationspneumonie), akutes Nierenversagen, Schlaganfall, Herzversagen und Krebs.

Die Untersuchung umfasst den Zeitraum vom 1. Januar 2022 bis zum 31. August 2022 – als die „Omikron-Variante“ des Coronavirus vorherrschend war. Die Forscher weisen darauf hin, dass ihre Ergebnisse aufgrund international unterschiedlicher Definitionen und Dokumentationsmethoden nicht automatisch auf andere Länder übertragbar seien. Zudem wurden im Rahmen der aktuellen Studie die Todesfälle auf den Intensivstationen der sieben griechischen Kliniken nicht untersucht, was zu einer Unterschätzung der Corona-Todesfälle führen könne.

Auch in Deutschland gibt es seit längerem Hinweise darauf, dass die vom Robert Koch-Institut (RKI) veröffentlichten Corona-Todesfallzahlen deutlich zu hoch sein könnten. Laut RKI sind in Deutschland in den drei Corona-Jahren 2020, 2021 und 2022 rund 161.500 Menschen „mit laborbestätigten Nachweis einer SARS-CoV-2-Infektion in Verbindung mit Covid-19 gestorben“. In die Statistik des RKI gehen demnach sämtliche Covid-19-Todesfälle ein, „bei denen ein laborbestätigter Nachweis von SARS-CoV-2 (direkter Erregernachweis) vorliegt und die in Bezug auf diese Infektion verstorben sind.“ Sowohl Menschen, die unmittelbar an der Erkrankung verstorben sind als auch Personen mit anderen Vorerkrankungen und positivem Corona-Test, deren Todesursache nicht abschließend nachgewiesen wurde, seien hierbei erfasst worden.

Im Interview mit der Rhein-Neckar-Zeitung hatte der Heidelberger Pathologe Peter Schirmacher im März 2022 berichtet, dass laut seinen Obduktionsergebnissen während der ersten drei Corona-Wellen noch „bei rund 80 Prozent der Todesfälle bei SARS-CoV-2-Positiven die Corona-Infektion entscheidend war und bei 20 Prozent nicht“. Doch bereits seit Mai 2021 und besonders bei der Omikron-Variante, die ab Anfang 2022 dominierte, stellte der Ärztliche Direktor der Heidelberger Universitätspathologie fest, „dass die Sterblichkeit an Covid insgesamt und auch unter den SARS-CoV-2 positiv Getesteten deutlich zurückgeht“. Weshalb Schirmacher die vom RKI veröffentlichten Corona-Todesfallzahlen als irreführend kritisierte: „Diese Zahlen drücken nicht aus, ob Menschen ursächlich an Corona verstorben sind.“ Die Zahlen vermittelten der Bevölkerung „einen falschen Eindruck von der Gefährlichkeit der Infektion“.

Mittlerweile melden sich auch andere Klinikärzte zu Wort. Im Gespräch mit dem freien Journalisten Bastian Barucker verweist Henrik Ullrich, Chefarzt der radiologischen Abteilung der Collm Klinik Oschatz, einem Lehrklinikum der Universität Leipzig, auf eigene Untersuchungen. Er habe die Daten von allen Patienten erhoben, die mit einem positiven Test in seiner Klinik erfasst worden seien. Er stellte fest, dass in der ersten Phase 2020/2021 etwa 50 Prozent der Patienten eine Covid-Erkrankung hatten. „Die anderen 50 Prozent hatten diese Erkrankung nicht, sondern das war ein Begleitphänomen“. Mit der Omikron-Variante seien es „nur noch 25 Prozent maximal“ gewesen.

Die Intensivmedizinische Vereinigung DIVI legte im Februar 2023 – also erst kurz vor dem Ende der letzten „Corona-Schutzmaßnahmen“ – eine Definition für ursächlich an Corona-Erkrankte vor. Zu diesem Zeitpunkt lagen laut DIVI noch 776 Patienten mit positivem Corona-Test auf den Intensivstationen deutscher Kliniken – bei der Hälfte (388 Personen) war Covid-19 „von intensivmedizinischer Relevanz“, vor allem bei sehr alten Patienten. Das bedeutet umgekehrt: Für die Hälfte der Intensivpatienten mit positivem Corona-Test war Covid-19 zu diesem Zeitpunkt lediglich eine Begleitdiagnose: „Die Hauptdiagnose und/oder Grunderkrankungen sind durch die SARS-CoV-2-Infektion nicht beeinflusst.“

Eine umfassende Multipolar-Recherche in den Abrechnungsdaten der deutschen Krankenkassen hatte ergeben, dass nur rund die Hälfte aller im Winter 2020/2021 hospitalisierten Covid-19-Fälle mit akuten Atemwegserkrankungen ins Krankenhaus aufgenommen worden waren. Alle anderen „Corona-Patienten“ hingegen kamen wegen ganz anderer Krankheitsbilder wie Herzinfarkt, Harnwegsinfektionen oder Beinbruch ins Krankenhaus.

Drucken

Drucken

Teilen