Sozialabbau

Brief an Nokia-Beschäftigte

Hinweis: Die Bilder sind aus den archivierten Hintergrund-Texten vor 2022 automatisch entfernt worden.

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… vom „Stahltach Rheinhausen“ –

An wem liegt es, wenn alles so bleibt, wie es beschlossen wird?
An uns!
An wem liegt es, wenn alles so kommt, wie wir es uns wünschen?
Ebenfalls an uns!
Wer am Boden liegt, muß sich erheben,
wer sich verloren glaubt, muß kämpfen!

An den Betriebsrat und die Beschäftigten von Nokia Bochum
Duisburg Rheinhausen, 22. 01. 2008

Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen,
vor zwanzig Jahren kämpften 6.200 Stahlarbeiter aus Rheinhausen um den Erhalt ihres Werkes. Es war und ist auch heute noch ein großes Glück für uns, daß wir diesen Kampf nicht alleine führen mußten. Unterstützt durch eine große Solidaritätswelle im ganzen Ruhrgebiet haben wir diese schwere Zeit durchgestanden. Nur so war es möglich, dafür zu sorgen, daß alle das rettende Ufer erreichen konnten.
Die Solidarität der Menschen war die einzige Kraft, die wir hatten, und es war zugleich die stärkste Kraft. Durch die vielen Wahrheiten und vor allem den Unwahrheiten, die wir später erfahren haben, ist uns klar geworden, daß wir unsere Rechte nur durchsetzen und unsere Ziele nur erreichen können, „wenn der zu erwartende politische Schaden größer ist als der wirtschaftliche Nutzen bei der Schließung des Betriebes.“

Weil die Mitverantwortlichen das wissen, kommen sie jetzt zu euch und heucheln Verständnis und haben vor dem Spiegel geübt, wie man für ein paar Tage Sorgenfalten auf die Stirn bekommt. So war das bei uns, so war das bei BenQ und so ist das jetzt bei euch!
Dabei liefern doch gerade Herr Rüttgers und Frau Thoben die ideologische Plattform, auf der sich der Turbo-Kapitalismus wohl fühlt und gedeiht. Und Herr Steinbrück liefert dazu die finanziellen Rahmenbedingungen, die diese Konzernmachenschaften erst möglich machen. Im Augenblick seid ihr für Herrn Steinbrück noch die „lieben NOKIA-Mitarbeiter“, und er ist erschüttert und tief betroffen. Natürlich hat er – mit Schröder und Müntefering – auch für euch Rahmenbedingungen geschaffen, das sind Agenda 2010, Hartz IV bzw. Arbeitslosengeld 2.

Von der Stahlproduktion zum besten Handyhersteller – wie viel Strukturwandel braucht es noch? Da braucht es eher einen massiven Strukturwandel in den Köpfen der verantwortlichen Politiker. Ich wünsche euch, daß ihr die Menschen im Land erreicht und daß ihr die Solidarität erfahrt, die wir in Rheinhausen bekommen haben.

Meine Solidarität und meine besten Wünsche begleiten euch dabei!
Glück Auf!

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Helmut Laakmann

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