Weltwirtschaft

Zum Beginn von Weltwirtschaftsforum und Weltsozialforum

Hinweis: Die Bilder sind aus den archivierten Hintergrund-Texten vor 2022 automatisch entfernt worden.

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Mick Jagger bleibt zuhause. Krisenkosmetik oder Überwindung des Kapitalismus –

Von REDAKTION, 25. Januar 2012 –

Während in Davos die Mächtigen dieser Erde zur Stunde darüber debattieren, wie die Krisen des Kapitalismus besser gemanaged werden können, beratschlagen die Aktivisten des Weltsozialforums in Brasilien, wie der Kapitalismus im Hinblick auf eine lebenswerte Zukunft für alle Menschen zu überwinden ist.  

Kritiker des Kapitalismus wollen sich dieses Jahr aber auch in Davos Gehör verschaffen. Das alljährliche Treffen von rund 2.600 Politikern, Vertretern privater Unternehmen und Wissenschaftlern beim Weltwirtschaftsforum in dem Kurort im Kanton Graubünden ist von Protesten begleitet.

Da die Veranstalter sich angesichts der aktuellen Wirtschaftskrise neuerdings darum bemühen, das Image einer „Festung Davos“ loszuwerden., sind Globalisierungskritiker in diesem Jahr zum ersten Mal in der Nähe des World Economic Forum (WEF) vertreten. Wenige Kilometer vom Tagungsort entfernt betreibt die Occupy-Bewegung ein Iglu-Dorf. Auch eine Demonstration – allerdings auf einem etwas abgelegenen Platz – ist geplant. Dennoch sind keine Occupy-Vertreter zum Forum eingeladen, das Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) am späten Mittwochnachmittag eröffnet.

Unterdessen hat Rolling-Stones-Sänger Mick Jagger (68) seine Teilnahme an einer Veranstaltung in Davos abgesagt. Jagger hatte an einem „Nachmittagstee“ von Großbritanniens konservativem Premierminister David Cameron teilnehmen sollen. Jagger war daraufhin Nähe zu Camerons Partei, den Tories, nachgesagt worden.

Die Sicherheitsmaßnahmen bei dem Treffen sogenannter ökonomischer und politischer Eliten sind nach wie vor martialisch. Auch in diesem Jahr sind rund um Davos wieder Hunderte Polizisten und bis zu 5.000 Soldaten im Einsatz. Viele Kilometer Drahtzaun wurden rund um das Tagungsgelände verlegt.

Schon am Dienstag haben zum Auftakt des als Gegenveranstaltung zu Davos intendierten Weltsozialforums in Brasilien Tausende von Menschen gegen eine neoliberale Wirtschaftspolitik protestiert und mehr soziale Gerechtigkeit eingefordert. An einem Eröffnungsmarsch durch Porto Alegre nahmen bei Temperaturen von 35 Grad Studenten, Indios, Gewerkschafter, Kirchenvertreter und Umweltschützer teil. Das fünftägige Treffen steht unter dem Motto „Kapitalistische Krise, soziale und ökologische Gerechtigkeit“.

Die Proteste richteten sich am Dienstag unter anderem gegen die laufenden Bauarbeiten für das umstrittene drittgrößte Wasserkraftwerk der Welt, „Belo Monte“, im brasilianischen Amazonas-Gebiet sowie gegen die Aufweichung des Waldschutzes durch die geplante Änderung des Waldgesetzes (Código Florestal). Zudem protestierten die Teilnehmer gegen Zwangsumsiedlungen im Zuge der Bauarbeiten für die Fußball-Weltmeisterschaft 2014 und die Olympischen Spiele 2016 in Rio de Janeiro. Auch die Finanzkrise in der Euro-Zone wurde thematisiert. Die Demonstranten machten das neoliberale Modell kapitalistischen Wirtschaftens für die Krise und die daraus resultierenden Sparmaßnahmen verantwortlich.

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Bis Sonntag stehen in Porto Alegre und drei angrenzenden Städten zahlreiche Aktivitäten auf dem Programm, darunter Workshops, Podiumsdiskussionen, Vorträge und Ausstellungen. Brasiliens Präsidentin Dilma Rousseff reist nicht nach Davos, sondern am Donnerstag zum Forum nach Porto Alegre, wo 2001 das Weltsozialforum gegründet wurde.

Die Forumsteilnehmer wollen ein Alternativprogramm zu dem im Juni in Rio anstehenden UN-Umweltgipfel „Rio+20“ erarbeiten, zu dem über 100 Staats- und Regierungschefs erwartet werden. Kritiker hatten einen ersten Deklarationsentwurf für den Gipfel als Enttäuschung bezeichnet. Der portugiesische Soziologe Boaventura Sousa Santos warnte in Porto Alegre, „Rio+20“ werde lediglich den Kapitalismus bestätigen. Ein „grüner Kapitalismus“ sei keine Lösung für die Probleme der Armen, der Umwelt oder der Menschenrechte. „Wir müssen andere ökologische, postkapitalistische Modelle finden.“ (mit dpa)

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