Mittelmacht am Scheideweg
Hauke Ritz erklärt im Interview zu seinem neuen Buch „Warum der Weltfrieden von Deutschland abhängt“, dass der Schrecken der Gegenwart in eine neue Aufklärung einmünden könnte.
Deutschland wird gern kleingemacht — speziell auch von den Deutschen selbst, die dadurch die Schrecknisse des „Dritten Reichs“ aufzuarbeiten meinen. Zwischen offensichtlichem Selbst-Boykott und westlicher Überheblichkeit, die dem gesamten Ausland — einschließlich Russland und China — die eigene Wesensart als Vorbild aufzudrängen versucht, findet Deutschland bis heute nicht die Mitte. In der Rückbesinnung auf positive Ressourcen der eigenen reichen Kulturgeschichte, vereint mit freundschaftlichem Respekt gegenüber „Fremdem“, könnte aber das Potenzial liegen, zu einer friedlichen Neuordnung Europas beizutragen — auch wenn einige Entwicklungen der Gegenwart leider eine neue Kriegsgefahr heraufbeschwören. Der Philosoph Dr. Hauke Ritz hat eine Sammlung von Essays der letzten Jahre herausgegeben, die die politischen Fehler Deutschlands und des Westens messerscharf analysieren, aber auf die Chancen hinweisen, die sich gerade auch für eine begrenzt mächtige Nation wie Deutschland aufgrund ihrer geografischen Mittellage auftun. Im Interview mit Roland Rottenfußer gibt Ritz seiner Hoffnung auf „Jahrzehnte des Fortschritts“ Ausdruck, sofern uns Einsicht in die Zusammenhänge und ein gewisser Leidensdruck zu einer friedenspolitischen Umkehr bewegen können.