Terrorismus

Sauerland-Prozess: Türkischer Geheimdienst-Mitarbeiter schwer belastet

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Von REGINE NAECKEL, 6. August 2009 –

Die Rolle der Geheimdienste im Hintergrund des Plots der so genannten „Sauerland-Gruppe“ ist erneut in den Fokus gerückt.

Gegen vier der angeblichen Mitglieder der „Sauerland-Gruppe“, Fritz Gelowicz, Daniel Schneider, Attila Selek und Adem Yilmaz läuft seit dem 22. April ein Prozess vor dem Oberlandesgericht Düsseldorf. In den vergangenen Wochen machten die Beschuldigten während einer Prozesspause ausführliche Aussagen beim Bundeskriminalamt.

Vor allem Attila Selek belastet den Mitarbeiter des türkischen Geheimdienstes MIT, Mevlüt K., schwer; er soll es gewesen sein, der die Zünder beschafft habe, ohne die ein Anschlag gar nicht möglich gewesen wäre. So kommt der Stern in seiner heutigen Ausgabe zu dem Schluss, der V-Mann hätte eine Schlüsselrolle inne gehabt.

Nach Informationen von dpa bereitet die Bundesanwaltschaft einen Haftbefehlsantrag gegen den untergetauchten Türken Mevlüt K. vor. Weiter wiegelt dpa jedoch ab:

„Das Magazin «Stern», das in seiner Donnerstag-Ausgabe über den bevorstehenden Haftbefehl berichtet, misst Mevlüt K. unter Berufung auf Informationen des Bundeskriminalamts (BKA) eine «entscheidende Rolle» bei der Planung der Terroranschläge zu. Nach dpa-Informationen war der aus Ludwigshafen kommende Türke aber lediglich ein Glied in der Kette der Zünderbeschaffung. Der Vorwurf lautet lediglich auf Unterstützung einer terroristischen Vereinigung. Der Ermittlungsrichter des Bundesgerichtshofs (BGH) muss prüfen, ob ein dringender Tatverdacht gegen Mevlüt K. besteht. (…) «Stern»-Informationen, wonach Mevlüt K. ein V-Mann des türkischen Geheimdiensts gewesen sein soll, konnten nicht bestätigt werden.“

Da irrt dpa: Mevlüt K. soll spätestens seit 2002 V-Mann des türkischen Geheimdienstes MIT sein. Der türkische Nachrichtendienst MIT bot dem BND im Jahr 2004 eine „gemeinsame Operation“ an. Dazu sollte Mevlüt K. als V-Mann in die deutsche „Islamisten“-Szene eingeschleust werden.

Der BND war nicht abgeneigt, da Mevlüt K. den deutschen Sicherheitsbehörden seit 2002 als „Islamist“ bekannt war, will der Stern wissen. „ Nach Rücksprache mit der Generalbundesanwaltschaft lehnte der BND das Angebot aber ab, da bereits zwei Ermittlungsverfahren gegen Mevlüt K. in Deutschland liefen.“

Nun jedoch – nach dem öffentlichen Bekanntwerden der Verstrickungen Mevlüt K.s in den Fall „Sauerland-Zelle“ beteuern BKA und BND unisono, es lägen ihnen "keine Hinweise" vor, wonach bei der Beschaffung der Zünder ein Geheimdienst involviert gewesen sei.

Immerhin sind die Vorwürfe schwerwiegend genug, um gegen Mevlüt K. Haftbefehl zu erlassen. Nach dpa-Informationen ist der V-Mann vermutlich in der Türkei untergetaucht. Ein Sprecher der Karlsruher Ermittlungsbehörde wollte die Vorbereitung eines Haftbefehlsantrags am gestrigen Mittwoch allerdings nicht kommentieren.

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Quellen:

http://www.stern.de/panorama/:Sauerland-Prozess-BKA-V-Mann-T%FCrkei/708092.html
http://www.fr-online.de/in_und_ausland/politik/aktuell/?em_cnt=1866259
und dpa (nicht öffentlich zugänglich)

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