50 Tote im Irak: Geiselbefreiung mündet in Massaker

(01.11.2010/dpa)

Bei dem Versuch einer Geiselbefreiung in einer irakischen Kirche in Bagdad durch die Polizei sind in der Nacht zum Montag 55 Menschen ums Leben gekommen, 70 weitere wurden verletzt. Die ehemalige irakische Umweltministerin und christliche Aktivistin, Pascale Warda, sagte der Nachrichtenagentur dpa, 50 Christen seien in der Sajjidat-al-Nadscha-Kirche getötet worden. Mit ihnen starben fünf Geiselnehmer. Unbestätigten Angaben zufolge sollen auch Angehörige der Sicherheitskräfte unter den Opfern sein.

Die Menschen waren am Sonntagabend während eines Gottesdienstes überfallen und gefangengenommen worden. Als Polizisten die Kirche im Karrade-Viertel stürmten, zündeten die Geiselnehmer Sprengstoffgürtel. Die Agentur Sumeria News meldete, 70 Menschen hätten Verletzungen erlitten.

Trotzdem bezeichnete Iraks Verteidigungsminister Abdel Kader al-Obeidi die blutige Befreiungsaktion am Sonntagabend als „erfolgreiche Operation“ mit einer „begrenzten Anzahl von Opfern“. Bereits kurz nach Beginn der Geiselnahme war auf verschiedenen Websites ein Bekennerschreiben im Namen der Gruppe Islamischer Staat im Irak aufgetaucht. Die Echtheit des Bekennerschreibens gilt nicht als erwiesen. .

Im Irak lebten vor der US-Invasion vom Frühjahr 2003 rund 1,5 Millionen Christen. Mehr als die Hälfte von ihnen ging seither ins Exil, um der zunehmenden Gewalt in ihrem Land zu entgehen.

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