Ägypten: Neun Tote bei Demonstration in Kairo

(02.05.2012/dpa)

Drei Wochen vor der Präsidentenwahl in Ägypten sind bei Zusammenstößen zwischen Schlägertrupps und Demonstranten am Mittwoch in Kairo neun Menschen getötet worden. Insgesamt 170 Demonstranten hätten Verletzungen erlitten, als die Angreifer mit Stöcken, Brandbomben und anderen Waffen auf sie losgingen, berichteten Krankenhausärzte. Nach Straßenkämpfen, die mehrere Stunden andauerten, schickte die Armee am Mittag Soldaten in das Viertel. Das berichteten Vertreter mehrerer Oppositionsparteien, die von der Armeeführung am Mittwoch zu einem Treffen eingeladen worden waren.

Die Demonstranten, die vor dem Ministerium protestierten, gehören verschiedenen Bewegungen an. Bereits seit der vergangenen Woche protestieren radikal-islamische Salafisten dort gegen den Ausschluss ihres Kandidaten Hasim Abu Ismail von der Präsidentenwahl. Abu Ismails Kandidatur war von der Wahlkommission abgelehnt worden, weil seine Mutter die US-Staatsbürgerschaft besessen hatte.

Einige jüngere Revolutionäre, die nicht zur Salafistenbewegung gehören, hatten zudem am Tag der Arbeit einen Protest an der gleichen Stelle organisiert, um eine rasche Machtübergabe des Militärs an eine zivile Regierung zu fordern. Eine Sprecherin der Jugendbewegung 6. April erklärte, unter den Getöteten sei ein Mitglied ihrer Bewegung.

Nach Angaben der Polizei stecken „wütende Anwohner, die gegen die ewigen Demonstrationen sind“ hinter der Attacke. Die Revolutionäre geben die Schuld dagegen dem Militärrat, der nach dem Rücktritt von Präsident Husni Mubarak im Februar 2011 die Macht übernommen hatte.

Die Ägypter sollen am 23. Mai zur Wahl gehen, um einen Präsidenten zu wählen. Danach sollen sich die Generäle theoretisch wieder aus der Politik zurückziehen.

Auch die Muslimbruderschaft betonte, der Oberste Militärrat trage die Schuld an der Gewalt, da er die Verantwortung für den Staat übernommen habe. Der Präsidentschaftskandidat der Muslimbruderschaft, Mohammed Mursi, erklärte, er wolle seinen Wahlkampf aus Protest gegen die blutigen Ausschreitungen für 48 Stunden unterbrechen.

Drucken

Drucken

Teilen