Ärger um Trinkgelage von Polizisten in Nobelhotel

(29.07.2010/dpa)

Im Internet wirbt das Vier-Sterne-Hotel mit einem „unvergesslichen Aufenthalt“. Den haben Polizisten aus Sachsen-Anhalt den Hotelgästen in Hamburg auch bereitet: Betrunkene Beamte liefen grölend durch die Flure. Hamburg Polizeipräsident ist stinksauer.

Sie waren für einen Polizeieinsatz gegen Krawalle im Hamburger Schanzenviertel gekommen – und machten dann selbst Krawall: In einem noblen Hamburger Hotel haben Polizeibeamte aus Sachsen-Anhalt ein Trinkgelage veranstaltet und betrunken andere Gäste belästigt. Ein Polizeisprecher bestätigte am Donnerstag in der Hansestadt einen Bericht des „Hamburger Abendblatts“.

Die Beamten einer Hundertschaft waren am vergangenen Wochenende in dem Vier-Sterne-Hotel im Norden Hamburgs untergebracht, weil sie ihre Kollegen bei einer Demonstration im Schanzenviertel unterstützen sollten. Dort hatten am Samstag rund 800 Menschen gegen Polizeigewalt und staatliche Repression protestiert.

Nach dem Ende ihres Einsatzes gegen 23.00 Uhr seien Polizisten biertrinkend und grölend durch die Flure des Golfhotels getaumelt, hätten eine Hochzeitsgesellschaft gestört und Hotelangestellte verbal attackiert, bestätigte der Sprecher. „Wenn ich Hotelgast gewesen wäre, hätte ich wohl die 110 angerufen.“ Ein betrunkener Beamter soll sich sogar übergeben haben.

Bei den Polizisten aus Sachsen-Anhalt handelt es sich um Angehörige der Landesbereitschaftspolizei. Deren Leitung in Magdeburg habe sich in einem Brief an die Hamburger Polizei für das Verhalten der Beamten entschuldigt, sagte der Sprecher des Innenministeriums, Martin Krems. Ob Disziplinarverfahren eingeleitet werden, sei noch nicht entschieden.

Hamburgs Polizeipräsident Werner Jantosch sei „stinksauer“ gewesen und habe sich bei dem Hotel entschuldigt, sagte der Sprecher. Das Vier-Sterne-Hotel liegt im Naturschutzgebiet Alstertal. Im Internet wirbt die Nobelherberge mit einem Meisterschaftsgolfplatz, einem Höchstmaß an Service – und einem garantiert „unvergesslichen Aufenthalt“.

Die Polizei habe in dem Quartier schon häufiger Zimmer für Kräfte von außerhalb gebucht. Wenn Hamburg Beamte aus anderen Bundesländern anfordere, müssten diese „nach bestimmten Kriterien“ untergebracht werden, sagte der Sprecher. „Sie können nicht mit 100 Leuten in einer Turnhalle schlafen.“ Das Hotel müsse zentral gelegen sein – und ermöglichen, dass alle Beamte samt des Fahrzeugparks gemeinsam untergebracht sind.

Die Polizisten hatten laut „Hamburger Abendblatt“ zwar keine Rufbereitschaft und mussten daher auch nicht sofort wieder einsatzbereit sein. Dass sie sich betrinken, ist dennoch verboten: Ihre „Funktionsfähigkeit“ muss gewährleistet sein.

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