Afghanische Regierung räumt Folter in Gefängnissen ein

(11.02.2013/dpa)

Die afghanische Regierung hat weit verbreitete Misshandlungen und Folter in Gefängnissen des Landes eingeräumt. Ein von Präsident Hamid Karsai eingesetztes Untersuchungsteam berichtete am Montag in Kabul, dass etwa die Hälfte der befragten Gefangenen über Folter in Haftanstalten klage. Die Mehrzahl der Inhaftierten habe außerdem keinen Zugang zu einem Anwalt.

Die Delegation, die unter anderem aus Regierungs- und UN-Vertretern bestand, besuchte 284 Gefangene in den Provinzen Kabul, Kandahar und Herat. Die Inhaftierten seien vor allem während ihrer Festnahme und bei den Verhören misshandelt worden, sagte der Chef des Teams, Abdul Qader Adalatkhwah. Die Kommission fand keine Hinweise auf Vergewaltigung oder sexuelle Misshandlung, auch nicht bei den 23 weiblichen Gefangenen, die interviewt wurden.

Die Untersuchungskommission war Ende Januar eingesetzt worden, nachdem eine Studie der Vereinten Nationen in Afghanistan systematische Folter beklagt hatte. Gefangene würden an den Handgelenken aufgehängt oder es würden ihnen Schmerzen an den Genitalien zugefügt. Die afghanische Regierung erklärte damals, es gebe „keine Politik der Folter“, sondern höchstens Fehlverhalten einzelner Beamter.

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