Afghanistan: Bundeswehr rüstet auf

(15.04.2010/dpa)

Im Eilverfahren bestellt die Bundeswehr einem Bericht der Financial Times zufolge als Reaktion auf die angespannte Sicherheitslage in Afghanistan 60 gepanzerte Fahrzeuge. Bereits in einer Woche soll der Vertrag mit dem Schweizer Hersteller Mowag unterzeichnet werden. Die Bestellung weiterer 90 gepanzerter Fahrzeuge vom Typ Eagle IV ist für 2011 vorgesehen.

Die Kosten für die 60 Eagle IV-Fahrzeuge, inklusive Waffenstationen, Störsender und Funktechnik, beziffern sich auf 61,5 Millionen Euro. Diese Anschaffung sei Teil eines bereits laufenden Beschaffungsprojekts von insgesamt über 650 Fahrzeugen. Die Bundeswehr verfügt in Afghanistan über rund 975 geschützte Fahrzeuge. Allerdings geht das Verteidigungsministerium davon aus, dass aufgrund der verschärften Bedrohungslage durch Sprengfallen und Angriffe auf Konvois 600 davon baldmöglichst ersetzt werden müssen.

In diesem Jahr sollen laut Verteidigungsminister Guttenberg 150 bis 200 weitere gepanzerte Fahrzeuge nach Afghanistan verlegt werden. Die Forderung des designierten Wehrbeauftragen Hellmut Königshaus nach einem Einsatz der Leopard 2-Kampfpanzer lehnte Guttenberg allerdings ab. „Der Leopard macht zumindest um Kundus herum nach unserer jetzigen Einschätzung alles andere als Sinn“, so Guttenberg.

Auch Generalleutnant Rainer Glatz, Befehlshaber des Einsatzführungskommandos, hält den Einsatz der Kampfpanzer für ungeeignet. Auch Entwicklungshilfeminister Dirk Niebel bezweifelt, dass man mit dem Einsatz von Kampfpanzern in Afghanistan „Vertrauen schaffen“ könne.

Er forderte bereits vor Tagen den verstärkten Einsatz von Panzerhaubitzen. Diese könne man gebrauchen, um „präzise bestimmte Widerstandsnester herauszupicken“. Er verlangte auch die zügige Anschaffung von Kampfhubschraubern. Gegenüber der Welt sagte Niebel, die Soldaten in Afghanistan hätten manchmal das Gefühl, „mit gefesselten Händen“ zu kämpfen. Durch die Einordnung des Krieges in Afghanistan als „nicht-internationalen bewaffneten Konflikt“ seitens der Bundesregierung könne die Bundeswehr Luftunterstützung nicht nur anfordern, sondern auch selbst einsetzen. „Sie kann die Taliban also aus der Luft angreifen. Man muss zivile Opfer vermeiden, aber nicht auf Kosten des Lebens unserer Soldaten. Es würde etwas falsch laufen, wenn aufgrund von politischen Unklarheiten und den daraus entstehenden juristischen Folgen die militärischen Möglichkeiten zum Schutz unserer Soldaten nicht mehr greifen könnten“, so Niebel

Ob die Straffreiheit deutscher Soldaten in Afghanistan dazu geeignet ist, unter den Afghanen Vertrauen zu schaffen, darf hingegen auch bezweifelt werden.

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