Afghanistan: Regierungsdokumente gestehen Versagen ein

(30.03.2010/hg)

Die britische Tageszeitung The Independent berichtete am vergangenen Sonntag über den Inhalt bislang geheim gehaltener Dokumente aus dem britischen Außenministerium. Demnach werde die Effektivität der Afghanistan-Mission stark bezweifelt. Insbesondere der Aufbau der afghanischen Polizei mache nicht den Fortschritt, wie Premierminister Brown es gegenüber der Öffentlichkeit darstellt.

Ein Viertel der afghanischen Polizisten würde nur auf dem Papier existieren, die Einheiten seien durchsetzt mit Korruption und Drogenmissbrauch. Laut den Regierungsdokumenten werde es „viele Jahre“ brauchen, eine funktionierende afghanische Polizei aufzubauen.

So betrage beispielsweise die durch Tod, Desertion und Entlassungen aufgrund von Drogenkonsum bedingte  „Ausfallrate“ der Polizei in der Provinz Helmand sechzig Prozent.

Bei seinem Besuch in Afghanistan sagte der deutsche Innenminister Thomas de Maizière in Bezug auf die afghanische Polizei, man dürfe „die Maßstäbe nicht so hoch setzen“. Der Aufbau der afghanischen Polizei sei „keine Erfolgsgeschichte“, aber „die Dinge werden besser“, so de Maizière. „Die neue Strategie beginnt hoffentlich zu wirken“ sagte der Innenminister gegenüber dem ZDF heute journal in der Sendung vom 28. März. Das heute journal macht darauf aufmerksam, dass viele afghanische Polizisten die Bevölkerung „schamlos ausplündern“ würden und daher die Taliban vielen Afghanen sympathischer erscheinen als die uniformierten „Freunde und Helfer“. Uwe Mainz, Leiter des deutschen Polizeikontingents, wünscht sich eine verbesserte Bezahlung der Polizisten um die Korruption einzudämmen. Denn gegenwärtig würden sich, so das heute-journal, viele der auch von deutschen Steuergeldern finanzierten afghanischen Polizisten nach der Ausbildung den Taliban anschließen.  

The Independent
hält den Afghanistan-Einsatz für gescheitert und fordert einen Rückzug der Truppen.

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