Amazon: Streiks werden fortgesetzt

(23.06.2015/dpa)

Beschäftigte des Online-Versandhändlers Amazon haben ihre Streiks an mehreren Standorten fortgesetzt. Betroffen waren am Dienstag nach Angaben der Gewerkschaft ver.di erneut Bad Hersfeld (Hessen), Leipzig (Sachsen), Rheinberg und Werne (beide Nordrhein-Westfalen) sowie Graben (Bayern). Am größten deutschen Standort in Bad Hersfeld hatten Verdi zufolge fünfhundert Mitarbeiter der Frühschicht die Arbeit niedergelegt. In Leipzig waren es demnach mehr als fünfhundert Beschäftigte über den ganzen Tag.

Der Streik zeige Wirkung, betonte die Gewerkschaft. Aufträge blieben liegen, Bestellungen könnten nicht abgearbeitet werden, sagte ein Verdi-Sprecher. Amazon teilte dagegen mit, dass der Arbeitskampf keinen Einfluss auf die Einhaltung des Kundenversprechens für pünktliche Lieferungen habe. In der Frühschicht hätten deutschlandweit weniger als 1 030 Mitarbeiter die Arbeit niedergelegt. Zahlen für beide Schichten lagen dem Unternehmen noch nicht vor.

Für diesen Mittwoch ist eine zentrale Streikkundgebung in Bad Hersfeld geplant, an der Mitarbeiter aller bestreikten Standorte teilnehmen werden, wie ver.di weiter mitteilte. In Leipzig soll demnach bis Donnerstagabend, in Graben bis Samstagabend und an den anderen Standorten bis Mittwochabend gestreikt werden.

Verdi will für die rund zehntausend Mitarbeiter des Versandhandelsriesen in Deutschland einen Tarifvertrag auf dem Niveau des Einzel- und Versandhandels durchsetzen. Verhandlungen darüber lehnt Amazon aber strikt ab. Das Unternehmen sieht sich als Logistiker und verweist auf eine Bezahlung nach der branchenüblichen Lohnskala.

Amazon steht nicht nur wegen der Verdrängung traditioneller Buchhändler und kleinerer Online-Händler in der Kritik, auch die Schikane gegenüber Angestellten ist zu einem wenig schmeichelhaften Markenzeichen des Konzerns geworden. Auf dem Weltkongress des Internationalen Gewerkschaftsbundes (IGB) im Mai 2014 wurde Konzern-Boss Jeff Bezos zum „schlimmsten Chef des Planeten“ gekürt. Mitarbeiter würden wie „inhumane Roboter“ behandelt, erklärte Philip Jennings, Generalsekretär des internationalen Gewerkschaftsdachverbands UNI Global Union.

Berüchtigt ist der US-Konzern auch für seine Steuerpraxis – oder eher: Steuernichtpraxis. Wie mit den „Luxemburg-Leaks“ bekannt wurde, gehört Amazon zu den Konzernen, die dank Geheimabsprachen ihr Steueraufkommen in den vergangenen Jahren drastisch reduzieren konnten. (1)


 

Anmerkungen
(1) Siehe dazu: http://www.hintergrund.de/201411063309/wirtschaft/finanzwelt/luxemburg-leaks-auf-dem-weg-zur-steuergerechtigkeit.html

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