Armutszeugnis für Europa. Amnesty International kritisiert griechischen Grenzzaun

(03.01.2011/dpa)

Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International (AI) hat den geplanten Grenzzaun Griechenlands zur Türkei als Verstoß gegen EU-Menschenrechtsprinzipien kritisiert. Die Europäische Union schotte sich als Insel der Reichen ab gegen Menschen, die vor Verfolgung oder krasser Armut fliehen, sagte der AI-Experte Wolfgang Grenz der Frankfurter Rundschau am Montag. „Europa stellt sich hier selbst ein Armutszeugnis aus“, sagte Grenz.

Griechenland hatte angekündigt, die 206 Kilometer lange EU-Außengrenze zur Türkei großteils mit einem Zaun abzuriegeln, um den Strom illegaler Migranten zu stoppen. Vorbild ist der Grenzzaun zwischen den USA und Mexiko.

Bereits vor zwei Monaten hatte Griechenland die Hilfe der EU-Grenzagentur Frontex angefordert, um den Repressionsdruck gegen Einwanderer zu erhöhen. Seit November arbeiten dort zusammen mit den Griechen 200 Beamte der Frontex.

Nach zahlreichen negativen Kommentaren und Reaktionen ruderte Griechenland zumindest auf der Verlautbarungsebene nun teilweise zurück. Wie es am Montag aus dem Ministerium für Bürgerschutz hieß, plant Athen vorerst nur einen 12,5 Kilometer langen und 3 Meter hohen Zaun entlang des Grenzflusses Evros bei der Kleinstadt Orestiada.

Unterdessen wurden in der Nacht zum Montag in der Nähe der westgriechischen Hafenstädte Patras und Igoumenitsa Dutzende Menschen beim Versuch festgenommen, auf eine der Fähren nach Italien zu kommen. Sechs Einwanderer entdeckte die Küstenwache in einem Boot auf dem Weg von der Insel Korfu nach Italien, wie das Staatsradio berichtete.

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