Atompolitik: Koalition erwägt 60 Jahre Gesamtlaufzeit für Schrottmeiler

(26.03.2010/dpa)

Im Koalitionslager zeichnet sich eine Einigung ab, im Rahmen des energiepolitischen Gesamtkonzeptes Atom-Laufzeiten bis zu 28 Jahren prüfen zu lassen. Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU) habe sich bei einem Gespräch mit Kanzleramtsminister Ronald Pofalla (CDU) und Wirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) bereit erklärt, auf diesen Kurs einzuschwenken. Damit würde sich die Regellaufzeit für Reaktoren im Extremfall von 32 auf 60 Jahre verlängern. Das berichtet das „Handelsblatt“ am Freitag unter Berufung auf Regierungskreise.

Noch am Mittwoch hatte Röttgen von „maximal 20 Jahren“ gesprochen. Zunächst hatte er sich  dafür eingesetzt, die Regellaufzeit von 32 Jahren um höchstens 8 Jahre zu verlängern. Das Energiekonzept, das im Herbst vorgelegt werden soll, dient der Bundesregierung als Basis für die energiepolitischen Weichenstellungen der nächsten Jahre.

SPD-Chef Sigmar Gabriel hat am Freitag im Deutschlandradio Kultur schwere Vorwürfe gegen die Atompolitik der Bundesregierung erhoben. Die Koalition müsse „von allen guten Geistern verlassen“ sein. Wie man eine Verlängerung auf 60 Jahre für „älteste Schrottmeiler“ verantworten könne, sei ihm schleierhaft, sagte der frühere Bundesumweltminister: „Das ist brutaler Lobbyismus. Es geht allein darum, dass ein Betreiber mit einem alten Atomkraftwerk eine Million Euro am Tag verdient.“

Gabriel wies auf die immer wieder auftretenden Probleme in Reaktoren wie Krümmel, Biblis und Brunsbüttel hin. Außerdem sei die Endlagerfrage immer noch offen.

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