Berlin will sich von «Monopolist Bahn» lösen

(07.01.2010/dpa/hg)

Das Land Berlin will sich wegen der monatelangen Krise bei der S-Bahn von der Deutschen Bahn als bisherigem Anbieter lösen. «Wir müssen uns befreien aus der Abhängigkeit von einem monopolistischen Unternehmen», sagte Verkehrssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) am Donnerstag in Berlin. Daher werde derzeit eine Ausschreibung eines Teils des Netzes für die Zeit nach Ende des S- Bahn-Vertrags 2017 vorbereitet. Zugleich prüfe der Senat, ob die landeseigenen Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) das Teilnetz betreiben könnten. Dritte Option sei, einen Kauf der S-Bahn durch das Land zu prüfen. Nach Wartungsmängeln und wegen massiver Probleme mit Rädern und Achsen fährt die Bahntochter seit Monaten nur ein Rumpfangebot.

Junge-Reyer kritisierte die «Unfähigkeit» der S-Bahn und ihres Mutterkonzerns, die «selbst produzierte Krise» in den Griff zu bekommen. Das Teilnetz, für das eine Ausschreibung geprüft werde, entspräche etwa einem Viertel des Gesamtumfangs und erforderte einen Betrieb mit bis zu 380 Wagen. Wegen der jahrelangen Vorlaufzeit für eine mögliche Ausschreibung und eine Fahrzeuganschaffung seien bereits jetzt Vorbereitungen nötig.

Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) mahnte bei der bundeseigenen Deutsche Bahn kundenfreundliche Lösungen an. Der Vorstand habe zugesagt, «alles zu unternehmen, um das Problem schnellstmöglich zu lösen», teilte das Ministerium mit.

Derweil müssen Reisende auf der wichtigen Bahnstrecke zwischen Köln und Berlin weiter Geduld haben. Nach dem Güterzugunfall in Neubeckum können jetzt zwar Fernzüge sehr langsam an der Unglücksstelle vorbeirollen und müssen nicht mehr Umwege über Osnabrück fahren. Dennoch hatten die ICE-Züge am Mittag weiterhin etwa 30 Minuten Verspätung, wie ein Sprecher der Bahn mitteilte.

Innerhalb von zwei Tagen waren auf der wichtigen Ost-West-Achse der Bahn zwei Güterzüge entgleist. Die Strecke zwischen Köln und Berlin musste zeitweise komplett gesperrt werden. Mittlerweile läuft der Verkehr langsam wieder an.

Das Eisenbahnbundesamt untersucht in Hagen mehrere der entgleisten Waggons: Der Bericht werde in einigen Tagen erwartet, sagte ein Bundespolizei-Sprecher in Münster. Die Schadensbilanz ist groß: Auf zwei Kilometern Länge sind Schienen und Gleisbett verwüstet, wie ein Bahnsprecher berichtete. Vier Oberleitungsmasten, zwei Hauptsignale und mehrere Weichen sind schwer beschädigt.

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