Berlusconi: Blutiger Pakt mit der Mafia?

(30.06.2010/dpa)

Ein enger Vertrauter des italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi und Mitbegründer der Berlusconi-Partei Forza Italia ist zu sieben Jahren Haft wegen Mafia-Verstrickungen verurteilt worden. Ein Berufungsgericht in Palermo gab das Urteil gegen den Senator und Unternehmer Marcello dell’Utri am Dienstag nach sechstägigen Beratungen bekannt.

2004 war Dell’Utri zunächst zu neun Jahren verurteilt worden. Die Staatsanwaltschaft hatte jetzt in zweiter Instanz elf, die Verteidigung Freispruch gefordert. Dell’Utri kündigte an, die Entscheidung anzufechten. Zuständig in dieser letzten Instanz ist das Kassationsgericht in Rom.

Der Mafioso Gaspare Spatuzza hatte noch kürzlich sowohl Berlusconi als auch Dell’Utri beschuldigt, mit der Mafia Anfang der 1990er Jahre einen blutigen Pakt geschlossen zu haben, um sich den Einstieg in die Politik zu ermöglichen. Beide haben die Vorwürfe stets abgestritten.

Bei mehreren Attentaten in Rom, Florenz und Mailand waren nach den Mafiamorden an den Richtern Giovanni Falcone und Paolo Borsellino im Sommer 1992 zwischen den Jahren 1993 und 1994 zehn Menschen ums Leben gekommen, 93 wurden verletzt. Das von den Korruptionsskandalen der politischen Elite schwer gebeutelte Italien wurde damals durch die Anschläge zusätzlich erschüttert. 1993 hob der Unternehmer Silvio Berlusconi unter anderem gemeinsam mit Dell’Utri seine Forza-Italia-Partei aus der Taufe und ging in die Politik.

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