Blutige Eskalation in Syrien: Bis zu sechs Menschen erschossen

(23.03.2011/dpa)

Der Konflikt zwischen der syrischen Führung und den Regimegegnern ist in der Nacht zum Mittwoch eskaliert. Es gab mehrere Tote. Darüber hinaus ist die Nachrichtenlage unklar. Die Berichte über den Vorfall, die beide Seiten geliefert haben, stimmen nur insofern überein, als jeweils  von mehreren Toten die Rede ist.  

Aus Kreisen der Opposition hieß es,  Angehörige der Sicherheitskräfte hätten die Al-Omari-Moschee in der Stadt Daraa gestürmt und sechs Demonstranten erschossen. 20 weitere Menschen seien verletzt worden. Angehörige einer Spezialeinheit hätten das Feuer auf eine Gruppe von rund 300 Menschen eröffnet, die sich in und um die Moschee versammelt hatten. Auf einem Video von dem Zwischenfall, der von Aktivisten im Internet veröffentlicht wurde, ist zu erkennen, dass die Demonstranten mit Tränengas attackiert werden. Außerdem sind Schüsse zu hören und die Rufe einiger Demonstranten: „Ihr seid unsere Brüder, wie kann man denn seine Brüder töten.“

Die staatliche Nachrichtenagentur Sana meldete dagegen, eine bewaffnete Bande habe in Daraa auf einen Krankenwagen geschossen und einen Arzt, einen Sanitäter sowie den Fahrer getötet. Daraufhin seien die Sicherheitskräfte eingeschritten. Sie hätten mehrere der Angreifer verletzt und einige von ihnen festgenommen. Auch ein Sicherheitsbeamter sei während des Gefechts ums Leben gekommen.

Die südlich von Damaskus gelegene Stadt Daraa war bereits in den vergangenen Tagen das Zentrum der Proteste gegen die Regierung von Präsident Baschar al-Assad gewesen. Die Demonstranten fordern demokratische Reformen, Wahrung der Menschenrechte und Meinungsfreiheit. Die Staatsmacht reagierte auf die Proteste mit einer Welle von Verhaftungen. Die Europäische Union kritisierte das Vorgehen der syrischen Behörden.

Aus Oppositionskreisen hieß es, auch in der Stadt Aleppo sei es am Mittwoch zu Zusammenstößen zwischen Demonstranten und der Polizei gekommen. Dabei habe die Polizei Wasserwerfer und Tränengas eingesetzt.

Der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan hatte den syrischen Staatschef nach eigenen Angaben bereits vor einiger Zeit gewarnt, dass auch in Syrien ein Konflikt mit Regierungsgegnern drohe. In einem Interview der Zeitung Hürriyet sagte er: „Wir besprachen, dass so ein Prozess auch in Syrien beginnen könne.“ Er habe Baschar al-Assad geraten, demokratische Reformen anzugehen und aus der Situation in anderen arabischen Staaten zu lernen.

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