Bundeswehrmassaker im Kundus: Zahl der zivilen Opfer dramatisch gestiegen
(27.11.2009/hg)
Drei Monate nach dem von der Bundeswehr am 04. September angeforderten Bombenangriff auf zwei Tanklastwagen im afghanischen Kundus müssen die bisher kursierenden Opferzahlen wahrscheinlich deutlich nach oben korrigiert werden.
„Sowohl die Liste von Amnesty International als auch die der Vereinten Nationen führen 168 zivile Opfer an. Einzig der Gouverneur von Kundus, ein korrupter Typ, hat eine Gegenliste erstellt, spricht immerzu von 30 toten Zivilisten.“, sagte Karim Popal, der von den betroffenden Familien zur Wahrung ihrer Interessen beauftragte Rechtsanwalt gegenüber der WAZ-Mediengruppe. (1)
Das Bundesverteidigungsministerium sprach bisher von bis zu 142 Opfern. In diese Zahl wurden Talibankämpfer und Zivilisten, Tote und Verletzte mit eingeschlossen.
Popal, der vor Ort recherchiert hat, weist auf die hohe Zahl von Zivilisten hin, die sich in der Nacht des Bombardements in der Nähe der Tanklastwagen aufgehalten haben. „Der 4. September fiel in die Zeit des Ramadan, des islamischen Fastenmonats. Es war gegen Abend, als fünf bewaffnete Taliban in der Moschee auftauchten und die Betenden aufforderten, mitzuhelfen, das Benzin aus den Tanklastzügen abzuzapfen. Anfangs befanden sich sogar 1000 Leute, Kinder, Frauen und Männer, in der Nähe der Tanklastwagen.“
Unter den Opfern befinden sich auch Kleinkinder, sagte Popal im Interview: .„Unter den Toten sind zwei- und dreijährige Kinder und Frauen. Zu den Hinterbliebenen gehört eine Frau, die ihren Mann dort am Kundus-Fluss verlor und nun allein für sechs Kinder sorgen muss. Das älteste ist gerade einmal elf Jahre alt. Wir haben der Bundesregierung eine außergerichtliche Einigung vorgeschlagen. Sollte das scheitern, klagen wir auf Schadenersatz wegen fehlerhaftem und fahrlässigem Verhalten der Bundeswehr.“
(1) http://www.derwesten.de/nachrichten/politik/2009/11/26/news-141929927/detail.html