Castro warnt vor Kriegen

(13.07.2010/dpa)

Kubas ehemaliger Präsident Fidel Castro ist erstmals seit langer Zeit wieder im Fernsehen aufgetreten. Der 83-Jährige zeigte sich am Montagabend (Ortszeit) in einer vom kubanischen Fernsehen ausgestrahlten Live-Sendung in augenscheinlich stabiler gesundheitlicher Verfassung. Um auf die „gefährlichen Ereignisse im Nahen Osten“ aufmerksam zu machen stellte sich Castro in einem Interview den Fragen des Moderators der Sendung Mesa Redonda, in welcher Castro 2007 seine Darmkrankheit öffentlich machte. Aus gesundheitlichen Gründen hatte er die Amtsgeschäfte als Staatschef bereits 2006 an seinen Bruder Raúl übergeben,

Castro war vorige Woche das erste Mal seit vier Jahren öffentlich aufgetreten und hatte ein Wissenschaftsinstitut in Havanna besucht. Während der Sendung kritisierte er die USA massiv und warf Washington unter anderem vor, für den Untergang der südkoreanischen Korvette Cheonan Ende März verantwortlich zu sein.

Die USA und Südkorea machen Nordkorea für die Versenkung der Cheonan verantwortlich. Nordkorea hingegen weist jede Verwicklung zurück und besteht auf der Entsendung eines eigenen Ermittlerteams. Der UN-Sicherheitsrat hatte am Freitag den Angriff auf das Schiff angeprangert, aber eine eindeutige Schuldzuweisung an Nordkorea vermieden.

Laut Castro hätten die USA mit der Versenkung der Cheonan einen Krieg zwischen Süd- und Nordkorea entfesseln wollen. Castro warnte auch vor den wachsenden Gefahren eines Krieges mit Iran.

Die jüngsten öffentlichen Auftritte des Revolutionsführers Castro fallen zeitlich zusammen mit einer der größten Freilassungen von Dissidenten auf Kuba seit Jahren. Die sozialistische Regierung in Havanna hatte vorige Woche angekündigt, 52 politische Gefangene aus den Haftanstalten zu entlassen. Die ersten elf werden heute von ihren Familien in Spanien erwartet. Die Inhaftierung der Dissidenten stand einer Annäherung Kubas an die EU bislang im Weg.

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