Deutsche Bank: Bundesbank prüft Vorwurf der Bilanzfälschung

(04.04.2013/dpa)

Die Bundesbank schaltet sich in die Aufklärung angeblicher Bilanztricksereien bei der Deutschen Bank während der Finanzkrise ein. Nach Informationen der Financial Times soll ein Team der Notenbank nächste Woche nach New York reisen, um aktuelle und ehemalige Mitarbeiter des Dax-Konzerns zu befragen, die über die Vorgänge in den Jahren 2006 bis 2009 Bescheid wüssten.

Ehemalige Mitarbeiter des größten deutschen Geldhauses hatten der Deutschen Bank vorgeworfen, in den ersten Jahren der Finanzkrise Milliardenverluste bei Kreditderivaten verschleiert zu haben, um Staatshilfe zu vermeiden. Nach einem früheren Bericht der Financial Times geht es um Buchverluste in Höhe von bis zu 12 Milliarden US-Dollar (9,35 Milliarden Euro). Die Zeitung berief sich auf drei frühere Mitarbeiter der Bank, die sich an die US-Börsenaufsicht SEC gewandt hätten.

Einer der Hauptbelastungszeugen, der frühere Analyst Eric Ben-Artzi, hatte bereits im Oktober 2012 in einem ausführlichen Interview in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung das Institut beschuldigt, während der Krisenjahre 2008/2009 Verluste nicht korrekt ausgewiesen zu haben: „Ich werfe der Deutschen Bank vor, ihr Portfolio von Kreditderivaten zu hoch bewertet zu haben. Konkret geht es um die Bewertung von sogenannten ‚Leveraged Super Senior Tranches’ – das sind Teile von komplexen Finanzinstrumenten, mit denen die Ausfallrisiken von Anleihen gehandelt werden können, eine Art Kreditversicherung. (…) Die Deutsche Bank bewertete die Papiere während der Kreditkrise –  zwischen Mitte 2007 und 2010 – wie reguläre Tranchen, also zu hoch.“

Hintergrund der Trickserein, so der Analyst, sei gewesen, dass bei realistischer Bewertung der Finanzkonzern wesentlich schwächer dagestanden hätte und möglicherweise sogar – ähnlich wie etwa die Commerzbank – auf Staatshilfen hätte zurückgreifen müssen. Ben-Artzis Anwalt Jordan Thomas im Gespräch mit der FAZ weiter: Die „Bank hätte sicherlich ihre Gewinnprognosen deutlich verfehlt, selbst wenn man konservative Annahmen zugrunde legt. Es hätte für die Deutsche Bank Verluste in Milliardenhöhe bedeutet.“

Die Deutsche Bank bekräftigte indessen: „Die Vorwürfe waren Gegenstand einer sorgfältigen und umfangreichen Untersuchung und haben sich als vollkommen unbegründet erwiesen.“ Die Bewertungen und die Finanzberichterstattung seien korrekt gewesen, erklärte ein Sprecher des Geldhauses in Frankfurt.

Dennoch musste das Geldhaus in den vergangenen Jahren immer wieder wegen verschiedener Verstöße Strafen zahlen, ist Vergleiche eingegangen oder hat zumindest Rücklagen für eventuelle Strafen gebildet: Z.B. wegen Preisverzerrungen an der kalifornischen Strombörse, Manipulationen des sogenannten Libor-Zinses und dubiosen Hypothekengeschäften von Tochterfirmen des Konzerns.

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