Dramatische Eskalation in Athen - drei Tote

(05.05.2010/dpa)

Straßenschlachten, Tränengaswolken, Flammeninferno: Drei Menschen sind am Mittwoch in einer Bank im Zentrum Athens bei lebendigem Leibe verbrannt. Gewaltbereite Demonstranten, offensichtlich „Autonome“, hatten am Rande einer Großdemonstration das Gebäude im Zentrum der griechischen Hauptstadt mit Molotowcocktails in Brand gesetzt. Im Treppenhaus spielten sich dramatische Szenen ab.

Zwei Frauen und ein Mann versuchten, sich vor dem Inferno auf einen Balkon zu retten. Dabei brachen sie im raucherfüllten Treppenhaus zwischen drittem und viertem Geschoss ohnmächtig zusammen und wurden von den Flammen erfasst. „Sie sind bei lebendigem Leibe verbrannt“, sagte ein Feuerwehrmann im Radio. Die Feuerwehr konnte den Brandort nicht rechtzeitig erreichen, weil Autonome sie mit Steinen „bombardierten“.

Damit erreichten die Proteste gegen das griechische Sparprogramm, das am Donnerstag vom Parlament verabschiedet werden soll, einen neuen dramatischen Höhepunkt. Zu den Ausschreitungen kam es nach einer zunächst friedlichen Großdemonstration, bei der mehr als 100.000 Menschen gegen das Schockprogramm der Regierung protestiert hatten.

Schon vor Beginn der Großdemonstration machten Vorwarnungen die Runde. „Hier am Ende der Demo stinkt es nach Benzin. Die Autonomen werden alles kaputtmachen, das geht nicht gut“, sagte ein griechischer Journalist, der an der Demonstration teilnahm, der Nachrichtenagentur dpa.

Autonome versuchten zunächst, das Parlamentsgebäude zu stürmen. Die Polizei setzte Tränengas ein. Es kam zu Straßenschlachten. Diese weiteten sich schnell im gesamten Stadtzentrum aus. Überall waren Explosionen zu hören, Tränengasgranaten zischten durch die Luft, Brandflaschen flogen aus allen Himmelsrichtungen. Im Zentrum Athens flirrte die Luft, die Menschen rangen nach Atem.

Mit heulenden Sirenen rasten Krankenwagen durch das Stadtzentrum. Unbekannte legten an einem Gebäude der Finanzbehörde Feuer. Ein kleiner Park im Zentrum brannte lichterloh. Dicke Rauchwolken stiegen auf, sie waren noch aus großer Entfernung zu sehen.

Die Bereitschaftspolizei zog starke Einheiten zusammen. Ausnahmezustand auch für die Feuerwehr: Stunden nach dem Gewaltausbruch löschte sie am Nachmittag noch letzte Brände. Auch ein TV-Übertragungswagen und ein Feuerwehrauto standen in Flammen. Dutzende Geschäfte wurden demoliert.

Als die Nachricht vom Tod dreier Unschuldiger die Runde machte, erstarrte das Leben im Zentrum Athens. Auf einmal herrschte gespenstische Ruhe. Viele fragten sich, wird es der Regierung von Ministerpräsident Giorgos Papandreou gelingen, das Land nach dieser Tragödie wieder auf Kurs zu bringen.

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