Ehud Barak spaltet israelische Arbeiterpartei

(17.01.2011/dpa)

Der israelische Verteidigungsminister und bisherige Vorsitzende der sozialdemokratischen Arbeitspartei Ehud Barak (68) hat seine Partei verlassen. Er kündigte am Montag vor Journalisten in Jerusalem an,  gemeinsam mit vier weiteren Abgeordneten eine neue Partei mit dem Namen Azmaut (Unabhängigkeit) gründen zu wollen.

Barak kommt mit diesem Schritt dem linken Parteiflügel zuvor, der sich massiv für ein Ausscheiden der Arbeitspartei aus der rechtsorientierten Regierung des Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu eingesetzt hatte. Barak will jedoch in der Regierungskoalition bleiben. Die Mehrheit der Regierung Netanjahu, die bislang über 74 der 120 Sitze im Parlament verfügt, wäre auch im Falle eines Ausscheidens der verbleibenden acht Abgeordneten der Arbeitspartei nicht gefährdet.

„Die (neue) Partei wird in der politischen Mitte angesiedelt, zionistisch und demokratisch sein“, sagte Barak. Der ehemalige Ministerpräsident (1999 bis 2001) hatte im Juni 2007 den Parteivorsitz übernommen.

Die Arbeitspartei stellte bislang 13 der 120 Abgeordneten im israelischen Parlament. Mit Barak gehen der stellvertretende Verteidigungsminister Matan Vilnai, Landwirtschaftsminister Schalom Simchon sowie die weiblichen Abgeordneten Einat Wilf und Orit Noked.

Hintergrund der Spaltung ist ein heftiger ideologischer Richtungsstreit innerhalb der Partei. Mitglieder des linken Parteiflügels hatten Barak mehrfach aufgefordert, die Regierung Netanjahu zu verlassen, weil der Friedensprozess mit den Palästinensern brachliegt. Der israelische Rundfunk berichtete, Baraks Vorgehen sei mit Netanjahu abgestimmt.

Der sozialdemokratische Minderheitenminister Avischai Braverman sagte dem Sender, Baraks Schritt sei „der Höhepunkt einer Dauerkrise in der Arbeitspartei“. Er sagte, man habe Barak zuletzt ein Ultimatum gestellt: Es müsse entweder wieder direkte Gespräche mit den Palästinensern geben oder die Partei müsse aus der Regierung ausscheiden. „Diese Krise bietet eine große Gelegenheit zur Wiederbelebung der Partei“, sagte Braverman.

Unterdessen hat eine Serie von Gesetzentwürfen etwa 20.000 Angehörige der israelischen Linken und der Friedensbewegung am Samstag auf die Straße getrieben. Sie versammelten sich in Tel Aviv aus Sorge um die Demokratie in ihrem Land. „ Auslöser war der jüngste Entwurf für einen Untersuchungsausschuss über das Finanzgebaren der NGOs und linker Menschenrechtsorganisationen“, berichtete die taz.  „Ein weiterer Anlass war der Haftantritt des Friedensaktivisten Jonathan Pollack, der vergangene Woche für drei Monate ins Gefängnis ging.

Die Schilder der Demonstranten in Tel Aviv trugen Aufschriften wie: „Die Demokratie ruft um Hilfe“, „Gegen die Regierung der Dunkelheit“ und „Juden und Araber weigern sich, Feinde zu sein“.  (1)  

(1) http://www.taz.de/1/politik/nahost/artikel/1/die-demokratie-ruft-um-hilfe/

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