Flüchtlingsdrama auf Lampedusa

(14.02.2011/dpa)

Tausende Tunesier flohen in den vergangenen Tagen über See nach Lampedusa, um der schwierigen Lage in ihrem Land zu entgehen. Das Flüchtlingslager der kleinen italienischen Insel platzt aus allen Nähten. Über 5.000 Tunesier waren in den vergangenen fünf Tagen auf die nur 20 Quadratkilometer große Insel vor der unruhigen Situation ihrem Land geflohen. Nach Medienberichten befanden sich am Montag immer noch über 2.200 Bootsflüchtlinge auf der nur 4.500 Einwohner zählenden Insel. Die ersten Flüchtlinge seien am Vormittag per Fähre nach Sizilien verlegt worden, hieß es.

Angesichts des Zustroms von Flüchtlingen hatte die italienische Regierung schon am Samstag den humanitären Notstand für die Insel ausgerufen. Am Sonntag genehmigte sie die Wiedereröffnung des Hauptflüchtlingslagers. Mit über 2.000 dort untergebrachten Tunesiern war dieses allerdings schon am Montag hoffnungslos überbelegt. Offiziell kann das Lager 800 Menschen aufnehmen.

Die tunesische Übergangsregierung schloss inzwischen den von Rom angebotenen Einsatz italienischer Beamter an der tunesischen Grenze aus. „Tunesien lehnt kategorisch jede Einmischung in seine inneren Angelegenheit ab“, zitierte die staatliche Nachrichtenagentur TAP einen Sprecher des Außenministeriums in Tunis. Man sei jedoch bereit, mit befreundeten Staaten zusammenzuarbeiten, um angemessene Lösungen für das Phänomen der illegalen Migration zu finden.

Der italienische Innenminister Roberto Maroni hatte zuvor angeboten, dass italienische Einsatzkräfte vor der nordafrikanischen Küste aktiv werden könnten, um den seit Tagen anhaltenden „biblischen Exodus“ einzudämmen. Er äußerte sich zudem empört, dass die neue tunesische Regierung sich offenbar nicht mehr an das bilaterale Abkommen zur Begrenzung von Flüchtlingsströmen halte.

Allein seit Samstag haben knapp 1.600 Menschen in rund 20 Schiffen die Insel erreicht. Am Montagmorgen wurde ein weiteres Boot mit Kurs auf Lampedusa gesichtet. Bei den guten Wetterverhältnissen rechneten die Behörden mit der Ankunft von weiteren Booten. Lampedusa liegt nur 150 Kilometer von der tunesischen Küste entfernt.

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