Foltern statt verhandeln. Ist Guttenbergs Taliban-Gefangener ein zurückgewiesener Überläufer?

(24.09.2010/dpa)

Der von Spezialkräften der Bundeswehr in Kundus gefangen genommene Taliban-Kommandeur war nach einem Bericht des Onlineportals stern.de vom Donnerstag schon vor Monaten von der eigenen Führung entmachtet worden. Maulawi Roshan sei außerdem längst bereit zu Verhandlungen gewesen. Bei seiner Gefangennahme sei er nicht einmal bewaffnet gewesen.

Bereits Ende 2008 habe er über einen Mittelsmann mit der Bundeswehr und der Provinzregierung in Kundus Kontakt aufgenommen. Damals habe er angedeutet, dass er bereit sei, die Seiten zu wechseln. Roshan sei aber über Wochen „hingehalten“ worden, so dass der Kontakt wieder versandet sei.

Die Bundeswehr hatte am Mittwoch mitgeteilt, Roshan sei ein „hochrangiger Taliban-Kommandeur“ gewesen. An seiner Gefangennahme am Dienstag seien die deutsche „Task Force 47“ und afghanische Kräfte beteiligt gewesen. Roshan habe Verbindungen zur Talibanführung im benachbarten Pakistan gehabt. Er werde seit Mitte 2009 mit zahlreichen Anschlägen auf die Internationale Schutztruppe ISAF und auf afghanische Ziele in Verbindung gebracht.

Laut Informationen von stern.de hat Anfang 2010 eine hochrangige Taliban-Delegation aus Pakistan mehr Anschläge in Nordafghanistan gefordert und einige Kommandeure in der Region ausgetauscht. Dieser Neuordnung sei auch Roshan zum Opfer gefallen. Er sei von den eigenen Leuten verdächtigt worden, überlaufen zu wollen.

Nach Informationen der jungen Welt wird Guttenbergs vermeintlicher Topgefangener am Hindukusch nun auch noch vom afghanischen Geheimdienst gefoltert. Das gehe aus dem Bericht mit dem Titel „Er wird auspacken“ der Nachrichtenagentur dapd vom Donnerstag hervor. (1)

Wörtlich heiße es da: „Ein Vertreter des NDS berichtete, Roshan habe ‚natürlich erst mal gar nichts sagen wollen’. ‚Aber, wir haben da schon unsere Methode, Leute zum Sprechen zu bringen’, sagte der NDS-Mitarbeiter.“ Man hoffe, dank Roshan „in die inneren Netzwerke der Taliban im Raum Kundus eindringen“ zu können, habe dapd einen namentlich nicht genannten Mitarbeiter des afghanischen Geheimdienstes NDS und des Bundesnachrichtendienstes zitiert.

(1) http://www.jungewelt.de/2010/09-24/009.php

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