Gaza-Krieg: Israelische Soldaten kritisieren eigene Armee

(05.05.2015/dpa)

Die israelische Armee betont stets, sie unternehme auch im Krieg alles, um den Tod von Zivilisten auf der Gegenseite zu verhindern. Zeugenaussagen israelischer Soldaten werfen nun erneut Zweifel auf. Die Organisation Breaking the Silence (Das Schweigen brechen) veröffentlichte am Montag Zeugenaussagen von siebzig Soldaten, die allerdings ihre Namen nicht nennen wollten. In einer Reaktion der israelischen Armee hieß es, Breaking the Silence habe sich geweigert, Beweise für die Vorwürfe vorzulegen. Ihre Untersuchung sei daher unmöglich. Das Militär untersuche selbst Berichte über Verstöße seiner Soldaten während des Gaza-Kriegs.

Einige der israelischen Soldaten berichteten, ihre Kommandeure hätten ihnen gesagt, sie könnten in den meisten Fällen ohne weiteres das Feuer eröffnen. Dies sei damit begründet worden, dass die palästinensischen Zivilisten vorher angewiesen worden seien, die umkämpften Gebiete im Gazastreifen zu verlassen. Während der 50-tägigen Kämpfe waren mehr als 2200 Palästinenser – ein Großteil davon Zivilisten – und mehr als siebzig Israelis getötet worden.

Es seien auch kaum Anstrengungen unternommen worden, Schäden an der palästinensischen Infrastruktur und an Privatgebäuden zu verhindern, heißt es in dem Bericht. Nach Angaben der Vereinten Nationen wurden während des Angriffs auf den Gazastreifen 18 000 Gebäude zerstört oder schwer beschädigt. „Alle zwei, drei Jahre rücken wir wieder für eine neue Runde des Kämpfens nach Gaza ein“, sagte Jehuda Schaul, Gründer der Organisation. Stets würden neue moralische Schranken gebrochen, kritisierte er.

Die Mitglieder von Breaking the Silence – viele davon Soldaten oder Reservisten – berichten regelmäßig in Videoaufnahmen von ihren Erlebnissen in den besetzten Gebieten. Damit wollen sie die eigene Bevölkerung aufrütteln und auf die schwierigen Zustände in Ost-Jerusalem, im Westjordanland und dem Gazastreifen aufmerksam machen.

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