Gedenken an Kemal Altun

(30.08.2013/hg)

Der türkische Flüchtling Kemal Altun sprang heute vor 30 Jahren aus Angst vor einer drohenden Abschiebung in sein Heimatland aus einem Fenster des Verwaltungsgerichts in Berlin in den Tod. Der 23-Jährige hatte die Türkei aus politischen Gründen verlassen müssen. Er war von den deutschen Behörden in Auslieferungshaft genommen worden, obwohl er als Asylant anerkannt war. Der Angehörige einer linken Gruppierung war ins Visier der türkischen Militärregierung geraten; im Falle einer Abschiebung hätte ihm Folter oder gar die Hinrichtung gedroht. Dennoch hatte der deutsche Staatsschutz in enger Kooperation mit den türkischen Behörden die Verhaftung Altuns wegen eines angeblichen Verdachts auf Beteiligung an einem Mord – ein häufiges Vorgehen der Türkei, um geflohener politischer Gegner habhaft zu werden – vorangetrieben.

„Die fortschreitende Aushöhlung des Asylrechts und die Atmosphäre der Ausländerfeindlichkeit haben ihm das Vertrauen in das Grundgesetz genommen. Im Alter von 23 Jahren starb er als Opfer einer Politik, die die guten Beziehungen zu den türkischen Militärs über den Schutz eines verfolgten Menschen stellte“, erklärte Amnestie International damals. In den kommenden Tagen wollen Flüchtlingsorganisationen und andere soziale Bewegungen bundesweit Kemal Altuns mit öffentlichen Veranstaltungen gedenken. Sie wollen aber auch den Jahrestag der Tragödie zum Anlass nehmen, um auf die stetig wachsende Verrohung des deutschen Staates und der Gesellschaft gegenüber Flüchtlingen aufmerksam zu machen.

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