Hitzefalle Deutsche Bahn: Bundespolizei ermittelt. Weiter Klimaanlagen ausgefallen

(12.07.2010/dpa)

Wegen des Hitzeschocks in drei ICE- Zügen nach ausgefallenen Klimaanlagen am Wochenende ermittelt jetzt die Bundespolizei gegen die Deutsche Bahn. Sie überprüfen, ob sich das Zugpersonal  der fahrlässigen Körperverletzung und der unterlassenen Hilfeleistung schuldig gemacht haben könnte, sagte eine Sprecherin der Bundespolizeidirektion St. Augustin. Am Hauptbahnhof in Bielefeld war am Samstag ein ICE aus Berlin gestoppt worden, nachdem sich die Situation in dem überhitzten Zug dramatisch zugespitzt hatte.

In dem Zug herrschten Temperaturen zwischen 40 und 50 Grad. Mehrere Schüler und ältere Menschen erlitten einen Hitzekollaps und lagen dehydriert in den Gängen. Eine verzweifelte Mutter versuchte, eine Fensterscheibe einzuschlagen. Bahnchef Rüdiger Grube entschuldigte sich am Sonntag telefonisch bei Schülern und Lehrern und drückte sein Bedauern aus. Die Bahn bot den Betroffenen eine Entschädigung an.

Es sei bereits vor Bielefeld bekannt gewesen, dass die Klimaanlage in dem Zug defekt gewesen sei, sagte die Bundespolizei-Sprecherin. Ein Zeuge habe sich bei einem Zugbegleiter gemeldet, nachdem er einen strengen Geruch nach verbranntem Gummi bemerkt habe. Der Zugbegleiter habe dann festgestellt, dass die Klimaanlage nicht mehr funktioniere. Der Zug sei aber trotzdem weitergefahren.

Am Montag wurde bekannt, dass die Pannen mit Klimaanlagen weit über die drei bislang bekannt gewordenen Fälle hinausgehen. Nach Informationen der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ soll am Sonntag auch in einem Intercity von Hamburg in Richtung Ruhrgebiet die Klimaanlage ausgefallen sein. Ein Korrespondent der dpa berichtete zudem von einem weiteren IC von Passau nach Hamburg, in dem am Sonntag in mehreren Wagen die Klimaanlage versagt hatte. Ein Reisender berichtete, dass auch am Donnerstag im ICE 502 zwischen Karlsruhe und Köln in einigen Wagen die Klimaanlage ausgefallen war.

Der Fahrgastverband Pro Bahn hält die gehäuften Defekte von Klimaanlagen in ICEs für ein hausgemachtes Problem. „Es waren alles Züge des Typs ICE II. Das sind Züge, die jetzt 15 Jahre alt sind“, sagte Karl-Peter Naumann, Bundesvorsitzender des Verbandes, am Montag. Eine Generalüberholung der Züge sei dringend nötig. Fatal sei der Umgang der Bahn mit Problemen. „Wenn es kritisch wird, muss man einen Zug auch mal anhalten und nicht nur, wenn er nicht weiterfahren kann, sondern auch, wenn im Inneren Dinge des Komforts nicht mehr stimmen.“ In den konkreten Fällen vom Wochenende hätte man die Reisenden aussteigen lassen müssen.

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