Investmentbanker klagt 1,5 Millionen Euro Bonus von teilverstaatlichter Commerzbank ein

(16.10.2009/dpa/hg)

Die Commerzbank-Tochter Dresdner Bank wird von ihrer spendablen Vergangenheit eingeholt: Jens-Peter Neumann, Ex-Kapitalmarktchef der Investmentbanking-Einheit Dresdner Kleinwort, hat am Donnerstag vor dem Arbeitsgericht Frankfurt seine Abfindung von 1,5 Mio. Euro erstritten und darf zudem den Bonus von 3 Mio. Euro behalten. Die inzwischen teilverstaatlichte Commerzbank müsse den Betrag als Rechtsnachfolgerin der Dresdner Bank zahlen, entschied das Gericht am Donnerstag (Az: 3 Ca 1957/09).

Neumann hatte bei der Dresdner Bank gearbeitet und war bei der Fusion mit der Commerzbank ausgeschieden. Mit dem Urteil erhöht sich der Gesamtbetrag, der dem Kläger seit seinem Ausscheiden Anfang des Jahres zusteht, auf 4,5 Millionen Euro. Grundlage für den Anspruch ist laut Urteil der Aufhebungsvertrag, der von der Dresdner Bank und dem Angestellten vereinbart worden war.

Der Mann war von 2006 bis 2008 Leiter der Kapitalmarktgeschäfte der Dresdner Bank. Der Aufhebungsvertrag sah neben der Abfindung auch noch Bonuszahlungen in Höhe von drei Millionen Euro vor. Während der Bonus im Januar 2009 tatsächlich gezahlt wurde, wartete der Banker auf die Abfindung vergeblich. Stattdessen wurde ihm mitgeteilt, dass 2008 ein Verlust von mehr als sechs Milliarden Euro verbucht und die Abfindung deshalb mit den bereits gezahlten Boni verrechnet worden sei.

Nach Auffassung der Richter war diese Verrechnungspraxis unzulässig. Die Geschäftsentwicklung der Bank oder das persönliche Engagement des Bankers seien niemals zur Geschäftsgrundlage des Aufhebungsvertrages gemacht worden.

Darüber hinaus sei der zu erwartende Verlust bereits beim Vertragsabschluss Ende 2008 auf nahezu drei Milliarden Euro angewachsen. Eine positive Geschäftsentwicklung habe schon damals nicht mehr vorausgesehen werden können. Man habe die vereinbarten und geleisteten Bonuszahlungen daher nicht rückwirkend in andere Ansprüche des Arbeitnehmers einrechnen dürfen.

Die Commerzbank erklärte, sie werde das in wenigen Wochen vorliegende schriftliche Urteil genau prüfen. Man behalte sich Rechtsmittel vor, sagte Sprecher Martin Halusa. Er bestätigte auch mehrere andere anhängige Bonusklagen gegen das Unternehmen, für die das aktuelle Urteil jedoch keine Bedeutung habe.

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