ISAF tötet 57 Zivilisten in Afghanistan. Afghanische Behörden protestieren

(21.02.2011/dpa)

Bei einem NATO-Luftangriff im Osten Afghanistans ist nach Angaben örtlicher Behörden eine sechsköpfige Familie ums Leben gekommen. Ein Kampfflugzeug der Internationalen Schutztruppe ISAF habe in der Nacht zu Montag ein Wohnhaus in der Provinz Nangarhar beschossen, in dem sich Taliban-Kämpfer versteckt hatten, sagte ein Sprecher der Regionalregierung. Neben drei Aufständischen seien dabei auch ein Ehepaar und dessen vier Kinder getötet worden. Die ISAF bedauerte den Vorfall und kündigte eine Untersuchung an.

Erst am Sonntag hatte die Regionalregierung in der Nachbarprovinz Kunar die ISAF beschuldigt, innerhalb von drei Tagen bei mehreren Militäroperationen mindestens 51 Zivilisten getötet zu haben. Insgesamt habe es seit Freitag bei Angriffen ausländischer und afghanischer Bodentruppen sowie einem NATO-Luftschlag 64 Tote gegeben, darunter auch 13 Aufständische.

Die ISAF hatte zuvor erklärt, bei den Einsätzen in Kunar seien keine Zivilisten zu Schaden gekommen. Sie kündigte an, die Vorwürfe zu untersuchen. Zivile Opfer von Militäreinsätzen sorgen immer wieder für Unmut in der afghanischen Bevölkerung.

Unterdessen hat ein Selbstmordattentäter in der nordafghanischen Provinz Kundus im Einsatzgebiet der Bundeswehr bei einem Anschlag mehr als 30 Menschen mit in den Tod gerissen. Rund 40 weitere seien verletzt worden, als sich der Täter am Montag im Verwaltungszentrum des Distrikts Imam Sahib in die Luft sprengte, sagte Distriktgouverneur Mohammad Ayub Haqyar der Nachrichtenagentur dpa. Er selbst sei Ziel des Angriffs gewesen.

Zum Zeitpunkt des Anschlags hatten sich in dem Gebäude zahlreiche Menschen aufgehalten, um sich neue Ausweise abzuholen. Zudem habe es auf dem Gelände zur gleichen Zeit ein Treffen von Regierungsbeamten und Mitgliedern einer regierungstreuen Stammesmiliz gegeben.

Erst am Samstag hatte ein Selbstmordkommando von Aufständischen in der Stadt Dschalalabad im Osten des Landes ein Bank attackiert und mindestens 38 Menschen getötet, darunter mehr als 20 Angehörige der afghanischen Sicherheitskräfte. Am Freitag waren bei zwei Angriffen auf die Bundeswehr in den Nordprovinzen Baghlan und Kundus drei deutsche Soldaten getötet und zehn weitere verletzt worden.

Drucken

Drucken

Teilen