Israel-Libanon-Konflikt: Nach blutigem Grenzgefecht spitzt sich die Lage weiter zu

(04.08.2010/dpa)

Nachdem am Dienstag ein israelischer und zwei libanesische Soldaten sowie ein libanesischer Journalist bei einem schweren Feuergefecht an der israelischen Grenze getötet worden waren, spitzt sich die Situation weiter zu.

Ein libanesische Militärsprecher  berichtete am Mittwoch in Beirut, dass israelische  Bulldozer erneut nahe dem libanesischen Dorf Adisseh in Stellung gebracht worden seien. Nach israelischen Angaben handele es sich lediglich um „Routinearbeiten“ im Grenzgebiet. Warum diese    ausgerechnet in der ohnehin äußerst explosiven Situation vorgenommen werden müssen, bleibt ungeklärt.

Die Kämpfe am Dienstag sollen sich daran entzündet haben, dass israelische Truppen am Grenzzaun Bäume und Gestrüpp beseitigen wollten. Die Israelis setzten bei dem Gefecht auch Kampfhubschrauber, Panzer und Artillerie ein. Angehörige der Hisbollah-Milizen sollen an dem Gefecht nicht beteiligt gewesen sein.

Nach Augenzeugenberichten dauerten die Kämpfe vier Stunden. Ein Haus in Adisseh wurde von einer israelischen Panzergranate getroffen. Ein Journalist der Tageszeitung Al-Akhbar, die der Hisbollah nahesteht, wurde getötet. Ein Reporter des Fernsehsenders Al-Manar erlitt Verletzungen. Es war der schwerwiegendste Zwischenfall seit dem Libanonkrieg im Sommer 2006.

Beide Seiten wiesen sich gegenseitig die Schuld für den blutigen Zwischenfall zu. Das israelische Militär erklärte, lediglich auf dem eigenen Gebiet gewesen und von den Libanesen hinterrücks beschossen worden zu sein.

Libanon wirft Israel hingegen vor, den Vorfall durch Provokationen ausgelöst zu haben. Die israelischen Soldaten seien während ihres Einsatzes auf libanesisches Gebiet vorgedrungen.

Israel sieht nach Medienberichten einen einzelnen libanesischen Kommandeur als Verantwortlichen für den Ausbruch der Gewalt. Er habe libanesische Scharfschützen angewiesen, das Feuer auf die israelischen Soldaten in Grenznähe zu eröffnen.

Nach israelischer Darstellung waren die Soldaten im Grenzstreifen zwischen dem Sicherheitszaun und der blauen Linie, der internationalen Grenze, im Einsatz, also nicht auf libanesischem Territorium. Diese Version wurde am Mittwoch, laut dpa, von dem Sprecher der UN-Militärmission im Libanon (Unifil), Andrea Tenenti, bestätigt. Der umstrittene Baum habe sich südlich der blauen Linie, also auf israelischer Seite befunden. Beirut hatte Israel beschuldigt, auf libanesisches Gebiet vorgedrungen zu sein.

Die USA, die UN und die EU riefen die Konfliktparteien nach dem Gefecht zur Mäßigung auf. Der Weltsicherheitsrat kam zu einer außerplanmäßigen Sitzung zusammen und forderte beide Seiten auf, an der UN- Resolution 1701 mit deren Hilfe der  Libanonkrieg 2006 beendet worden war. Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) rief alle Beteiligten im Nahen Osten zur Besonnenheit auf. Er sagte, „radikalen Kräften“ müsse entgegengewirkt werden. Die israelische Armeeführung hat er damit vermutlich nicht gemeint.

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon rief Israel und den Libanon zu „größtmöglicher Zurückhaltung“ auf. Beide Seiten sollten mit Unifil zusammenarbeiten, hieß es in einer Erklärung, die am Dienstagabend in New York verbreitet worden war. Unifil wolle die Umstände untersuchen, die zu dem Feuergefecht mit Toten geführt habe, kündigte Ban Ki Moon an.

Drucken

Drucken

Teilen