Israel: Protest-Zeltstadt abgerissen

(07.09.2011/dpa)

Fast zwei Monate nach Beginn der bisher größten sozialen Protestwelle in Israels Geschichte greift der Staat zu immer repressiveren Maßnahmen gegen die Bewegung der Empörten. Ein großer Teil der Zeltstadt in Tel Aviv ist nach Pressemeldungen gegen den Willen der Protestbewegung entfernt worden. Augenzeugen berichteten am Mittwoch, dass in der Nacht alle Zelte von Lastwagen weggerissen worden sind, in denen sich gerade niemand aufgehalten habe.

Die Stadtverwaltung hatte bereits am Vortag Flugblätter mit einer roten Rose an die Zelte geheftet. Die Bewohner wurden darin aufgefordert, diese bis zum Beginn des jüdischen Neujahrs Ende September zu räumen. Eine junge Frau klagte, viele der abgerissenen Zelte seien nur eine Nacht lang nicht bewohnt gewesen, weil die Menschen ausruhen und duschen müssten. Die Mitarbeiter der Stadtverwaltung hätten viele Zelte mit dem Eigentum der Bewohner abgerissen und abtransportiert.

Die Proteste hatten im Juli aus Ärger über hohe Mieten auf dem Rothschild-Boulevard in Tel Aviv begonnen und sich dann landesweit ausgebreitet. Am vergangenen Samstag hatten etwa 450.000 Menschen im ganzen Land mehr soziale Gerechtigkeit gefordert. Der unter massiven Druck geratene Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat Veränderungen angekündigt. E

Der Bürgermeister von Tel Aviv, Ron Chuldai, sagte dem israelischen Armeesender zur Räumung, die Stadtverwaltung habe die Proteste bislang mitgetragen. „Aber man muss verstehen, dass es an einem gewissen Punkt nicht mehr möglich ist, öffentliche Räume in Besitz zu nehmen.“ Eine der Organisatorinnen der Zeltstadt sagte dagegen: „Wir bleiben, bis es eine Lösung (der sozialen Probleme) gibt.“

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