Italienischer Geheimdienst soll Taliban Schmiergeld gezahlt haben

(16.10.2009/dpa/hg)

Die italienische Regierung soll laut einem Bericht der „Times“ Aufständischen in Afghanistan Schmiergeld gezahlt haben. Um Ruhe in die von italienischen Soldaten bewachte Sarobi-Region zu bekommen, habe der Geheimdienst zehntausende US-Dollar an Kommandeure der Taliban und örtliche Warlords gezahlt, schreibt die Zeitung am Donnerstag. Die Region in der Provinz Kabul galt bis Mitte 2008 als friedlich, als die Italiener das Kommando an die Franzosen übergeben hatten.

Rom habe dem Militärbündnis ISAF die Schmiergeldzahlungen verschwiegen, berichtete die „Times“ weiter. Die französischen Soldaten hätten westlichen Militärs zufolge dadurch die Gefahr in der Region falsch eingeschätzt und seien in eine Falle gelaufen. Bei einem Angriff auf einen französischen Militärkonvoi waren im vergangenen August zehn Franzosen getötet und 21 weitere verletzt worden.

Der US-Geheimdienst hatte laut dem Zeitungsbericht zuvor durch abgehörte Telefongespräche außerdem herausgefunden, dass die Italiener Kämpfer in der Provinz Herat bestochen haben sollen. Der US-Botschafter in Rom habe sich im Juni 2008 über die Vorgänge bei der Regierung von Ministerpräsident Silvio Berlusconi beschwert.

Dementi aus Rom

Italien hat die Veröffentlichung der „Times“ zurückgewiesen. „Der Bericht ist Müll“, sagte der italienische Verteidigungsminister Ignazio La Russa am gestrigen Donnerstag.

„Weder das Verteidigungsministerium noch irgendein anderes politisches Organ hat jemals in dem von der ‚Times’ beschriebenen Sinne operiert“, sagte La Russa. Der Bericht sei zudem „eine Beleidigung“ der italienischen Opfer des Konflikts und ein Zeichen für die „Anti-Italien-Kampagne“ der Zeitung. Diese Art von Berichterstattung sei nicht nur eine „Schande für die “Times”, sondern auch für die internationale Presse“, so La Russa.

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