Japan: Schrein-Besuch löst Empörung aus

(22.04.2014/dpa)

Der Pilgergang von mehr als 140 japanischen Abgeordneten und Innenminister Yoshitaka Shindo zum umstrittenen Yasukuni-Schrein hat heftige Proteste in China und Südkorea ausgelöst. Die Huldigung in dem Shinto-Heiligtum, in dem auch 14 hingerichtete Kriegsverbrecher aus dem Zweiten Weltkrieg geehrt werden, belastet die Asienreise von US-Präsident Barack Obama, der am Mittwoch nach Japan fliegt und danach auch Südkorea besucht. Chinas Staatsmedien sprachen von einem „Akt der Provokation“. Seoul verurteilte die „Verherrlichung der japanischen Kriegsaggression“.

Schon am Vortag hatte Japans rechtskonservativer Ministerpräsident Shinzo Abe in beiden Nachbarländern heftige Empörung ausgelöst, als er an den Schrein eine Opfergabe senden ließ – ein religiöses Ornament mit seinem Namen und seiner Amtsbezeichnung.

China erhöht derweil den Druck auf Japan, indem es offenbar zu Klagen auf Entschädigung für japanische Kriegsverbrechen ermutigt, wie chinesische Experten meinten. So hatte ein Marinegericht die Beschlagnahme eines japanischen Containerschiffs in Shanghai wegen einer Entschädigungsklage verfügt, die auf Kriegszeiten zurückgeht. Der Fall sorgt für neue Spannungen zwischen Tokio und Peking.

In dem Streit schuldet die japanische Reederei Mitsui OSK Lines einer chinesischen Familie Entschädigungsleistungen. Hintergrund ist ein 1936 geschlossener Mietvertrag für zwei chinesische Schiffe, die später in den Besitz des japanischen Militärs übergingen. 2007 entschieden die Richter zugunsten der chinesischen Kläger und forderten die Reederei im Dezember 2011 auf, die Zahlungen zu leisten, wie aus einer Mitteilung des Gerichts hervorgeht.

Die Pilgergänge japanischer Politiker sorgen schon lange für Unfrieden und werden in China, Südkorea und Taiwan als Glorifizierung der japanischen Aggression empfunden. In dem Schrein wird der rund 2,5 Millionen gedacht, die in Kriegen für das Kaiserreich gestorben sind – darunter auch Kriegsverbrecher, die wegen Gräueltaten verurteilt wurden. Erst im Dezember hatte Abe den Schrein besucht. Die USA hatten sich daraufhin „enttäuscht“ gezeigt, dass Japan einen Schritt unternehme, der Spannungen mit den Nachbarländern verschärfen könnte. Dessen ungeachtet hatten Abes Staatsminister Keiji Furuya und Innenminister Shindo im April dort Opfergaben dargebracht.

Drucken

Drucken

Teilen