Karsai kritisiert Vorgehen des Westens in Afghanistan

(02.04.2013/dpa)

Afghanistans Präsident Hamid Karsai bekräftigte seine scharfe Kritik am NATO-Militäreinsatz im Land. Dem Antiterrorkampf mangele es an einer nachvollziehbaren Strategie. „Der Westen hat nicht die Rückzugsgebiete der Terroristen bekämpft, nicht ihre Trainingscamps“, sagte Karsai der Süddeutschen Zeitung. Das eigentliche Problem liege im Nachbarland Pakistan und sei nicht angegangen worden. „Wie kann das logisch sein, wie kann man da zu Ergebnissen kommen“, fragte Karsai. Zugleich bemängelte er, dass seine Regierung vom Westen respektlos behandelt worden sei. „Wir möchten, dass diese Beziehungen besser funktionieren, wir möchten wie Verbündete behandelt werden, nicht wie ein Gegenstand.“

Karsai rief die Taliban auf, die Waffen niederzulegen und sich am politischen Prozess zu beteiligen. Taliban-Anführer Mullah Omar könne 2014 Präsidentschaftskandidat werden und „den Afghanen die Möglichkeit geben, für ihn oder gegen ihn zu stimmen“. 2014 stellt für Afghanistan eine Zäsur dar: Der Westen zieht seine Kampftruppen vom Hindukusch ab und Karsais Amtszeit endet – er darf laut Verfassung nicht mehr antreten.

Im Rahmen seiner Friedensbemühungen hatte Karsai am Wochenende mit den Taliban Gespräche in Katar geführt. Dazu traf er mit dem Emir in Doha zusammen. Karsai strebt Verhandlungen zwischen den Aufständischen und dem in Doha ansässigen Hohen Friedensrat Afghanistans an, die in einen politischen Prozess münden sollen. Friedensverhandlungen ausländischer Staaten mit den Taliban lehnt er ab.

Vor Wochen sorgte Karsai mit der Aussage für internationales Aufsehen, die Taliban würden viel mehr den fremden Besatzern dienen, als gegen sie zu kämpfen. Die Taliban würden Zivilisten „zum Nutzen Amerikas“ töten, um das Land weiter instabil zu halten. Damit solle die Präsenz der US-Soldaten am Hindukusch für weitere Jahre gesichert werden. (1)

(1) Siehe dazu: www.hintergrund.de/201303172482/globales/kriege/karzais-vorwuerfe-gegen-die-usa-zusammenarbeit-von-cia-und-taliban.html

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