LePen geht, LePen kommt: Generationswechsel bei Frankreichs Rechtsextremen

(17.01.2011/dpa)

Generationswechsel an der Spitze von Frankreichs rechtsextremer Front National (FN): Marine LePen übernahm am Sonntag den Vorsitz der von ihrem Vater Jean-Marie 1972 gegründeten Partei.

Marine LePen war zuvor auf dem FN-Kongress in Tours als Gewinnerin einer parteiinternen Wahl bekanntgegeben worden. In ihrer knapp einstündigen ersten Rede als Parteivorsitzende machte sie aus ihren Ambitionen auf eine Kandidatur bei den Präsidentschaftswahlen 2012 keinen Hehl.

Im Tonfall moderater als ihr Vater hat die 42-Jährige gute Chancen, eine ganze Reihe von enttäuschten Sarkozy-Wählern für eine modernisierte neofaschistische Politik zu gewinnen.

Sie präsentierte die FN als eine Art Sammelbecken für alle Unzufriedenen, die in Frankreich eine Stärkung des Nationalstaates, von Recht und Ordnung sowie einen Euro-Ausstieg befürworteten. Sie zeichnete ein düsteres Bild eines in Chaos und Arbeitslosigkeit versinkenden Frankreichs. Erneut sprach sie sich dabei explizit gegen eine „Überfremdung“ durch muslimische Einwanderer aus.

Die sozialistische Spitzenpolitikerin Ségolène Royal bescheinigte der neuen FN-Vorsitzenden im französischen Fernsehen eine größere Glaubwürdigkeit als ihrem Vater, was sie als Gegnerin gefährlicher mache. Insgesamt hatten sich 67,6 Prozent der abstimmenden Parteimitglieder für die Europaabgeordnete ausgesprochen; ihr unterlegener Gegenkandidat Bruno Gollnisch erkannte die Wahl an, lehnte das ihm angebotene Amt als Vize-Vorsitzender jedoch ab.

Die Anwältin und dreifache Mutter bemüht sich seit einiger Zeit, der Partei mit ihren offiziell 22.400 registrierten Mitgliedern ein moderneres Image zu verpassen. Inhaltlich unterscheide sich ihre Politik allerdings kaum von der ihres Vaters, betonten beide. So gehört die Forderung nach Wiedereinführung der Todesstrafe ebenso dazu wie die Forderung nach Abschaffung des Euro. Der 82-jährige Jean-Marie LePen hatte sich am Vortag mit einer Bilanz seiner Amtszeit verabschiedet. Er plant nach Medienberichten nun seine Memoiren.

Nach den jüngsten Umfragen wird erwartet, dass die FN aus der Präsidentschaftswahl 2012 als dritte Kraft hinter den Konservativen und Sozialisten hervorgehen kann.

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