Mali: Tuareg-Rebellen beenden Feldzug

(05.04.2012/dpa)

Die Tuareg-Rebellen haben ihre Militäroperationen im Norden des westafrikanischen Krisenlandes Mali eingestellt. Die Entscheidung sei getroffen worden, weil die Region mittlerweile „vollständig befreit“ worden sei, teilte die „Nationale Bewegung für die Befreiung des Azawad“ (MNLA) am Donnerstag auf ihrer Webseite mit. Zudem wollten die Rebellen der Forderung des UN-Sicherheitsrates nachkommen, die Gewalt in der Region umgehend zu stoppen. Die Separatistenkämpfer wollen eine Abspaltung des Nordens erreichen.

Der Weltsicherheitsrat hatte am Mittwoch in New York eine Erklärung verabschiedet, in der unter anderem die Angriffe der Rebellen im Norden des Landes scharf verurteilt und ein Ende der Gewalt gefordert wurde. Mit Hilfe von islamistischen Gruppen hatte die MNLA am vergangenen Wochenende die historische Stadt Timbuktu eingenommen, die zum Weltkulturerbe der Unesco gehört.

Lokalen Medienberichten zufolge kommt die Entscheidung der Rebellen nicht überraschend, da sie in den vergangenen Wochen große Erfolge erzielt und vor Timbuktu bereits die wichtigen Städte Kidal und Gao erobert hatten. Die Tuareg nennen das Gebiet, das sie für sich beanspruchen, Azawad. Es reicht von den Grenzen zu Algerien und Niger bis zum Fluss Niger, der außerhalb von Timbuktu verläuft.

Unterdessen haben die Putschisten in Malis Hauptstadt Bamako eine geplante nationale Versammlung abgesagt, in der über die Zukunft des Landes und die Einrichtung einer demokratischen Regierung entschieden werden sollte. Die wichtigsten Parteien des westafrikanischen Staates hatten zuvor angekündigt, nicht an dem Treffen teilzunehmen, weil die Versammlung „nicht mit der Wiederherstellung der verfassungsmäßigen Ordnung kompatibel“ sei, hieß es in einer Mitteilung.

Meuternde Soldaten hatten sich am 22. März an die Macht geputscht und Präsident Amadou Toumani Touré gestürzt. Die Armee Malis zog sich anschließend weitgehend aus dem Norden zurück, was den Tuareg-Rebellen ein schnelles Vorrücken in die wichtigsten Städte des Gebietes ermöglichte.

Die nun regierende Militärjunta ist unter großem internationalen Druck. Die Nachbarländer haben Mali bereits schwere Sanktionen verhängt, um die Putschisten zu einer Rückkehr zur Demokratie zu bewegen. Die Grenzen wurden für den Handel geschlossen, und das Land wurde von der regionalen Zentralbank abgeschnitten. Zeugen in Bamako sagten der Nachrichtenagentur dpa, an den Tankstellen Bamakos gebe es lange Schlangen, da mittlerweile das Benzin knapp werde. Zudem können die Einwohner nur noch begrenzt Geld in Banken abheben.

Die westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft Ecowas wollte noch im Laufe des Donnerstag in der Elfenbeinküste über eine militärische Lösung in der Krise beraten, berichtete der Rundfunksender Radio France International (RFI). Rund 3.000 Männer stehen bereit und könnten in Mali einmarschieren.

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