Nordkorea wendet sich an die UNO

(01.07.2010/dpa)

Die nordkoreanische Regierung hat den Weltsicherheitsrat nach Informationen aus diplomatischen Kreisen um Unterstützung im Streit um das angeblich von Nordkorea im März versenkte südkoreanische Kriegsschiff Cheonan gebeten. Demnach setzte sich der nordkoreanische UN-Botschafter Sin Son Ho in einem Schreiben an das höchste UN-Gremium für eine weitere Untersuchung des Falles ein. Auch Südkorea solle sich an den Ermittlungen beteiligen, heißt es nach Angaben von Diplomaten in dem Schreiben, das am Mittwoch an den im Juni amtierenden Ratspräsidenten Claude Heller (Mexiko) überreicht wurde.

Obwohl anfangs eine Beteiligung Nordkoreas von führenden Militärs und Geheimdienstleuten Südkoreas ausgeschlossen wurde, kam ein „internationales Ermittlerteam“ im Mai zu dem Schluss, dass die Cheonan bei einem nordkoreanischen Torpedo-Angriff versenkt worden war. Nordkorea wurde ebenso wie dessen Verbündeter China von den Ermittlungen ausgeschlossen, weswegen die Untersuchung nicht als neutral und objektiv bewertet werden kann. Neben Südkorea beteiligten sich Australien, Großbritannien, Schweden und die USA an den Ermittlungen. Wer konkret an den Ermittlungen teilnahm, bleibt aber unbekannt, denn der Abschlussbericht wurde nicht namentlich gezeichnet.  

Beim Untergang des Schiffes starben 46 Seeleute aus Südkorea. Seitdem haben sich die Spannungen auf der koreanischen Halbinsel zusehends verschärft. Die nordkoreanische Regierung in Pjöngjang weist diesen Vorwurf als „komplette Erfindung“ zurück. Auch Vertreter Chinas und Russlands zeigten sich von den Ergebnissen des „internationalen Ermittlerteams“ nicht überzeugt. Russische Ermittler sprachen nach ihrer Untersuchung vor Ort davon, dass die Beweise für eine Beteiligung Nordkoreas „schwach“ seien und die Ursache noch unbekannt. Seoul hat mit Unterstützung der USA bereits Sanktionen gegen Pjöngjang erlassen und fordert vom Sicherheitsrat eine offizielle Zurechtweisung.

Claude Heller hatte sowohl Süd- als auch Nordkorea die Gelegenheit geboten, sich vor dem Sicherheitsrat zu dem Vorfall zu äußern. Er sagte am Mittwoch vor Journalisten in New York, dass die Beratungen über eine formale Reaktion zu dem Konflikt noch nicht abgeschlossen seien. Er werde ihr Ergebnis aber seiner Nachfolgerin übergeben. Das Amt des Sicherheitsratspräsidenten wird jeden Monat von einem anderen Mitglied des 15-Länder-Gremiums wahrgenommen. Im Juli geht das Zepter an die nigerianische UN-Botschafterin Joy Ogwu.

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