Pakistan fordert Entschuldigung von NATO - Aufständische zerstören NATO-Nachschubkonvoi

(01.10.2010/dpa)  

Der Konflikt zwischen Islamabad und der NATO eskaliert: Die pakistanische Regierung will den jüngsten NATO-Angriff aus Afghanistan nicht einfach so hinnehmen. Der Premierminister fordert eine Entschuldigung – und er droht dem Bündnis.

Nach einem tödlichen NATO-Angriff in Pakistan fordert die aufgebrachte Regierung in Islamabad eine offizielle Entschuldigung des Bündnisses. «Wenn Ihr (die NATO) den Vorfall nicht erklärt, und wenn Ihr keine Entschädigung zahlt oder Euch dafür entschuldigt, dann haben wir andere Möglichkeiten, und wir werden sie nutzen», sagte Premierminister Syed Yusuf Raza Gilani. Welche Möglichkeiten er meinte, sagte der Regierungschef in seiner Ansprache vor dem Parlament in Islamabad am Freitag nicht.

Nach pakistanischen Angaben waren beim Angriff von NATO-Hubschraubern am Donnerstag an der Grenze zu Afghanistan drei pakistanische Soldaten getötet worden. Die NATO-geführte Afghanistan-Schutztruppe ISAF kündigte eine Untersuchung an.

Nach dem Vorfall hatte Pakistan die wichtigste Nachschubroute für die ausländischen Truppen in Afghanistan für die NATO gesperrt. Der Grenzübergang Torkham blieb auch am Freitag für NATO-Konvois geschlossen. Etwa 100 Lastwagen stauten sich dort. Aufständische steckten unterdessen im Süden Pakistans 27 Lastwagen mit Treibstoff für die ausländischen Truppen in Afghanistan in Brand.

Gilani sagte vor dem Parlament: «Als verantwortungsvolle Nation habe wir unsere Antwort auf diplomatischen und politischen Kanälen übermittelt, aber ich versichere dem Land durch dieses Haus, dass wir keinen Übergriff auf pakistanisches Territorium erlauben werden.» Bereits am vergangenen Wochenende und am Montag hatte die NATO aus Afghanistan heraus Ziele in Pakistan angegriffen. ISAF-Angaben zufolge waren dabei Aufständische getötet worden.

Nach dem jüngsten Vorfall hatte die ISAF mitgeteilt, ihre Soldaten seien auch diesmal davon ausgegangen, dass es sich um Aufständische gehandelt habe. Islamabad hatte bereits zu Wochenbeginn mit Gegenmaßnahmen gedroht, sollte die ISAF Angriffe auf pakistanisches Territorium fortsetzen.

Aufständische zerstörten unterdessen einen NATO-Nachschubkonvoi in Pakistan. Der Polizeichef des Ortes Shikarpur, Abdul Hameed Khussa, sagte, die Fahrzeuge hätten an einer Tankstelle gehalten, als zehn bis 15 Bewaffnete das Feuer eröffnet und die Lastwagen anschließend angezündet hätten. Nach Angaben der Distriktverwaltung erlitten zwei Menschen Brandverletzungen.

Der Konvoi war auf dem Weg zum Grenzübergang Chaman in der südwestpakistanischen Provinz Baluchistan. Anders als der Grenzübergang Torkham ist Chaman weiter für die NATO geöffnet. Die ausländischen Truppen in Afghanistan beziehen den Großteil ihres Nachschubs auf dem Landweg über Pakistan.

In Afghanistan haben einheimische und ausländische Truppen im abgelaufenen Monat nach ISAF-Angaben 114 Aufständische getötet. Mehr als 430 mutmaßliche Rebellen seien im September gefangen genommen worden, teilte die ISAF mit.

Zu eigenen Verlusten im September machte die ISAF keine Angaben. Nach Zählung des unabhängigen Internetdienstes icasualties.org starben in dem Monat 57 ausländische Soldaten in Afghanistan. Die ISAF teilte mit, am Freitag seien zwei ihrer Soldaten im Süden des Landes bei einem Anschlag getötet worden. Nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Bukarest handelte es sich um Rumänen.

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