Umwelt - Proteste

Polizeigewalt in Lützerath? Greta Thunberg lässt sich entspannt lachend von Polizisten wegtragen

Tausende hatten sich im Braunkohle-Dorf Lützerath versammelt, um gegen die Ausweitung des Kohleabbaus zu protestieren. Seit am 11. Januar mit der Räumung begonnen wurde, prangern die Aktivisten immer wieder Polizeigewalt an. Doch ein Video von der temporären Ingewahrsamnahme ihrer prominenten Mitstreiterin Greta Thunberg zeigt ein gänzlich anderes Bild: Fröhlich lächelnd posiert die Schwedin mit Einsatzkräften der Polizei für die Kameras. Alles nur inszeniert?

Demonstranten an der Abbruchkante des Kohleabaugebietes Garzweiler, 14. Januar 2023.
Foto: Stephan Sprinz Lizenz: CC BY 4.0, Mehr Infos

Es ist einer dieser Momente, wo sich manch Medienkonsument fragen könnte, ob er dem trauen kann, was ihm in der Presse vermittelt wird. Bei der Räumung des nordrhein-westfälischen Dorfes Lützerath und der Auflösung der Demonstrationen an der Abbruchkante des dortigen Tagebaus kritisierten beteiligte Aktivisten das Vorgehen der Polizei als „überhastet und brutal“. Es habe „ein unglaubliches Maß an Polizeigewalt“ gegeben und es sei „ein Wunder, dass es hier noch keine Toten gegeben hat“, sagte eine Sprecherin der Aktivistengruppe „Lützerath lebt“. 1

Mit von der Partie war auch die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg. Nachdem sie am Sonntag das erste Mal zusammen mit anderen Demonstranten durch Einsatzkräfte der Polizei aus dem zu räumenden Gebiet entfernt worden war, folgte am Dienstag eine neuerliche Ingewahrsamnahme der 20-Jährigen. Das Kuriose daran: Auf einem Video der „Festnahme“ sieht man Thunberg, flankiert von mehreren Polizisten, entspannt lächelnd für die Kameras der versammelten Pressevertreter posieren. Eilig scheint es dabei niemand zu haben. Ein Polizist hält die junge Aktivistin am Arm fest, der andere steht ruhig daneben. Im Hintergrund ist Lachen zu hören. Die betriebsamen Pressefotografen wuseln um die reglos stehende Gruppe herum, um die besten Bilder zu bekommen. Anschließend tragen die beiden Polizisten die noch immer fröhlich grinsende Thunberg davon. Auf einem später aufgenommenen Foto sieht man die Schwedin ganz allein in einem geräumigen Polizeibus sitzen und einen erhobenen Daumen zeigen. Von Polizeigewalt keine Spur.

Nachdem das Video publik geworden war, musste sich die Polizei entsprechend vorwerfen lassen, die Festnahme sei „inszeniert“ gewesen. Am Mittwoch wies ein Sprecher der Polizei Aachen den Vorwurf zurück. Die Polizisten hätten nicht mit Thunberg „posiert“. Dass sie zugelassen hätten, von den anwesenden Pressevertretern mit der Aktivistin fotografiert zu werden, sei ein Gebot der Pressefreiheit gewesen. Aachens Polizeipräsident Dirk Weinspach betonte: „Wir würden uns nie dafür hergeben, solche Aufnahmen zu stellen, wir sind nicht die Statisten für die Inszenierung einer Frau Thunberg.“ 2

Garzweiler ist eines der größten Kohleabbaugebiete Europas. Thunberg hatte gesagt, Deutschland mache sich lächerlich, wenn es dort den Abbau noch erweitere. Es sei völlig absurd, dass so etwas im Jahr 2023 geschehe, so die Schwedin. 3 Prominente Rückendeckung bekommt Thunberg von dem ehemaligen US-amerikanischen Vize-Präsidenten Al Gore. „Ich unterstütze ihre Bemühungen, ein Kohlebergwerk in Deutschland zu stoppen“, sagte dieser beim 53. Weltwirtschaftsforum in Davos. 4 Verstimmungen gibt es hingegen zwischen Thunberg und den deutschen Grünen, die der Klimaschutzbewegung eigentlich nahestehen. Wie der SWR berichtet, muss sich die Partei im Zusammenhang mit dem Braunkohleabbau in Lützerath den Vorwurf gefallen lassen, ihre Ideale zu verraten. Dazu hat sich nun der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann zu Wort gemeldet und die Aussage als „Blödsinn“ bezeichnet. Die Grünen setzten sich erfolgreich im Kampf gegen Klimawandel ein und genau deshalb sei Lützerath nicht der richtige Ort für Proteste. „Der Protest dort war ein falsches Symbol“, so Kretschmann. 5

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