Präsidentschaftswahlen in Lateinamerika: Linke gewinnt in Uruguay, Wahlfarce in Honduras

(30.11.2009/dpa/hg)

Uruguay bekommt aller Voraussicht nach eine linke Regierung. José Mujica, der Kandidat des linken Regierungsbündnisses Breite Front (Frente Amplio), hat am Sonntag die Stichwahl um das uruguayische Präsidentenamt mit etwa 51 Prozent der Stimmen klar gewonnen. Das gaben alle drei Umfrageinstitute des Landes übereinstimmend bekannt. Mujicas konservativer Gegenspieler, der Ex-Präsident Luis Alberto Lacalle (1990-1995), kam demnach nur auf 44 Prozent. Die Umfrageergebnisse werden durch die ersten offiziellen Teilergebnisse bestätigt.

Lacalle erkannte seine Niederlage an. „José Mujica wird ab 1. März auch unser Präsident sein“, sagte er. Mujica wiederum zollte seinem Gegenspieler in seiner Siegesrede ausdrücklich Respekt. „Heute ist ein Tag der Freude. Aber wir wissen auch, dass es heute Landsleute gibt, die unglücklich sind und niemand sollte den Fehler begehen, sie zu beileidigen“, sagte er im Zentrum der Hauptstadt Montevideo.

„Arm dran ist derjenige, der meint, die Macht sei bei denen da oben, und der nicht merkt, dass die wahre Macht im Herzen des Volkes ist“, fügte er unter Applaus hinzu. „Es hat mich die Zeit eines Lebens gekostet, das zu lernen. Wir werden Fehler machen, bestimmt, aber wir werden den Problemen nie den Rücken kehren“, versprach der 75jährige Wahlsieger, der sein Amt am 1. März antreten wird.

Mujica kündigte an, er werde mit allen politischen Kräften in Uruguay darüber sprechen, wie das Land gemeinsam voran gebracht werden könne.

Unterdessen ist zu befürchten, dass die von der rechten Putschregierung durchgesetzten Präsidentschaftswahlen in Honduras zur weiteren Spaltung der Bevölkerung beitragen. Nach Mitteilung der nationalen Wahlbehörde von Sonntagabend (Ortszeit) ist der konservative Unternehmer Porfirio Lobo Sosa mit rund 55 Prozent der Stimmen der voraussichtliche Wahlsieger.

Proteste der Oppositionsbewegung gegen die im In- und Ausland als illegal geltende Wahl wurden laut Angaben von Nicht-Regierungsorganisationen von den Sicherheitskräften durch ein besonders hartes Vorgehen unterdrückt.

In San Pedro Sula, wo viele Menschen gegen die Wahl und gegen Festnahmen von Oppositionellen protestierten, wurden mehrere Personen verletzt. Amnesty International berichtete von Festnahmen. Ein spanischer Reporter wurde festgenommen, weil er sich in die Politik eingemischt habe.

Zahlreiche Anhänger des rechtmäßigen Präsidenten Manuel Zelaya waren erst gar nicht zu der Wahl gegangen. (1)

Viele Länder in Amerika hatten bereits im Vorfeld erklärt, die Wahl und den neuen Präsidenten nicht anerkennen zu wollen. Die Organisation der Amerikanischen Staaten (OAS) hat angekündigt, in der kommenden Woche erneut über die Lage in Honduras nach den Wahlen zu beraten.

(1) http://www.amerika21.de/nachrichten/inhalt/2009/nov/wahlfarce-in-honduras-gescheitert/

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